Mittwoch, 2. September 2009

Klassik im Sommer (4. Teil)


Jetzt sind wir auch schon wieder im Spätsommer (oder Altweibersommer) angekommen!

Eine gute Gelegenheit, zum Abschluss dieser Sommer-Klassik-Reihe noch ein paar Stücke vorzustellen, die nicht unbedingt von jedermann mit dieser Jahreszeit in Verbindung gebracht werden dürften, für mich aber schon irgendwie in den Sommer gehören - es geht halt nichts über persönliche Stimmungen und die beim Musikhören entstehenden dazu passenden Bilder...!

Joseph Haydn (1732-1809)
Sinfonie Nr. 6 D-Dur "Le matin"
Sinfonie Nr. 7 C-Dur "Le midi"
Sinfonie Nr. 8 G-Dur "Le matin"

Diese drei Sinfonien (alle entstanden 1761) gehören zu Haydns frühesten Orchesterwerken, denen ja in den folgenden Jahrzehnten noch ca. einhundert (!) weitere Sinfonien folgen sollten, die maßgeblich zu Haydns Weltruhm beitrugen.


Diese drei abwechslungsreichen, jeweils vier- bzw. fünfsätzigen Sinfonien zeigen den jungen Komponisten bereits von seiner einfallsreichsten Seite: Zusammengenommen beschreibt er in diesem kleinen Sinfonien-Zyklus einen Tagesablauf vom Morgen bis zum Abend.

Der Beginn der 6. Sinfonie, in dem Haydn den Sonnenaufgang zu Tagesbeginn musikalisch beschreibt, stellt damit direkt ein Motiv vor, das den Komponisten offensichtlich zeitlebens sehr beeindruckt zu haben scheint. Noch 40 Jahre (!) später komponiert Haydn in seinen großen Oratorien "Die Schöpfung" und "Die Jahreszeiten" hymnisch-majestätische Sonnenaufgangs-Szenen (siehe hierzu auch "Die Jahreszeiten - Der Sommer" in meinem Post "Klassik im Sommer" vom 22.06.2009!).

Der vierte und letzte Satz der "Abend-Sinfonie" Nr. 8 endet mit einer "Tempesta", einem Gewitter also, auch dies ein bei vielen Komponisten beliebtes Naturschauspiel.
Was das Ganze mit dem Sommer zu tun hat?

Nun, Haydn hat seine "Tageszeiten"-Sinfonien sicher nicht unbedingt einer bestimmten Jahreszeit zugeordnet, für mich persönlich passt die musikalische Tagesschilderung jedenfalls ganz eindeutig zur heißesten Zeit des Jahres - allein schon der turbulent-gewittrige Ausklang dieses Tages kann ja eigentlich nur am Ende eines zunehmend schwüler werdenden Sommertages stehen, oder? *zwinker*

Und auch sonst klingt alles in diesen drei Sinfonien für mich nach Sommer - einen Wintertag schildert Haydn jedenfalls nicht...

Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Sinfonie Nr. 6 F-Dur, op. 68 "Pastorale"
(UA Dezember 1808)

1. Satz: Erwachen heiterer Gefühle bei der Ankunft auf dem Lande (Allegro ma non troppo)
2. Satz: Szene am Bach (Andante molto mosso)
3. Satz: Lustiges Zusammensein der Landleute (Allegro)
4. Satz: Gewitter und Sturm (Allegro)
5. Satz: Hirtengesänge - Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm (Allegretto)

Wie bei Haydn oben schon erwähnt, hat auch Beethoven seine berühmte 6. Sinfonie nicht unbedingt einer bestimmten Jahreszeit zugeordnet, aber für mich findet dieser wohl berühmteste Landausflug der Musikgeschichte eindeutig an einem schönen Sommertag statt!

Allein die aufkommenden "heiteren Gefühle" im 1. Satz oder die stimmungsvolle "Szene am Bach" im 2. Satz lassen mich nicht an einen verregneten Herbsttag denken *grins*

Die "lustigen Landleute" im 3. Satz könnten ein Erntefest feiern und das für Sommermusiken ja fast schon obligatorische Gewitter im 4. Satz legen für mich die Jahreszeit, in der das Ganze angesiedelt ist, schon ziemlich konkret fest.
Wichtig ist auf jeden Fall der Hinweis, dass Beethoven diese Sinfonie nicht als bloße Illustration einer Landpartie verstanden wissen wollte. Die "Pastoral-Sinfonie oder Erinnerungen an das Landleben", wie Beethoven seine Sechste zunächst betitelte, trägt in Klammern die eindeutige Anmerkung des Komponisten, dass für ihn dieses Motto "mehr Ausdruck der Empfindung als Malerey" darstellen sollte.

Richard Strauss (1864-1949)
Eine Alpensinfonie, op. 64
(UA 1915)

Nacht - Sonnenaufgang - Der Anstieg - Eintritt in den Wald - Wanderung neben dem Bache - Am Wasserfall - Erscheinung - Auf blumige Wiesen - Auf der Alm - Durch Dickicht und Gestrüpp auf Irrwegen - Auf dem Gletscher - Gefahrvolle Augenblicke - Auf dem Gipfel - Vision - Nebel steigen auf - Die Sonne verdüstert sich allmählich - Elegie - Stille vor dem Sturm - Gewitter und Sturm, Abstieg - Sonnenuntergang - Ausklang - Nacht

Auch Richard Strauss' grandiose musikalische Schilderung einer Hochgebirgswanderung mit Gipfelbesteigung nimmt natürlich keinen Bezug auf die Jahreszeit, in der dieser Ausflug stattfindet - aber wann außer im Sommer ließe sich eine solche Kraxelei sonst bewerkstelligen? Außerdem hört man während der Wanderung über die Alm eindeutig die Kuhglocken läuten und dies kann man definitiv nur während der Sommermonate dort oben erleben *zwinker*
Unabhängig davon ist die "Alpensinfonie" ein tolles, unglaublich beeindruckendes Orchesterstück, das man - wie alle hier vorgestellten Stücke auch - natürlich zu jeder Zeit des Jahres hören kann! Richard Strauss verwendet auch in dieser seiner letzten großen sinfonischen Dichtung ein üppig besetztes Riesenorchester, dem er - ein wahrer Meister der Instrumentationskunst - abwechslungsreiche, schillernde Klangfarben entlockt und dem Zuhörer damit vor dessen innerem Auge diesen Ausflug in die Alpen geradezu plastisch vorführt. Ich habe jedenfalls beim Hören grundsätzlich Bilder von Sommerferien in den Alpen vor Augen! Ein tolles Stück!

Gaëtano Donizetti (1797-1848)
L'elisir d'amore (Der Liebestrank), Opera buffa in 2 Akten (UA 12.05.1832)

Last but not least noch eine Oper, auch diese nicht unbedingt der Jahreszeit Sommer zuzuordnen, aber für mich doch wieder einmal sehr mit Bildern und Stimmungen von Italien verbunden und das kenne ich halt nun einmal nur aus dem Sommer *lach*
Auch wenn es abgedroschen klingen mag: Wenn ich mir die zahlreichen Arien, Duette und sonstigen Ensembles gerade dieser klassischen komischen Oper anhöre, dann geht für mich innerlich jedesmal direkt die Sonne auf - diese Melodien, diese leichtfüßigen Rhythmen, diese ansteckend gute Laune; ich bekomme beim Zuhören automatisch gute Laune und träume von heiteren Sommertagen in einer lichtdurchfluteten italienischen Toskanalandschaft, das geht wie von selbst...!
Daher gehört gerade diese Oper an trüben und dunklen Wintertagen bevorzugt zu meinen Stimmungsaufhellern, die mich daran erinnern, dass auch die kalte Jahreszeit irgendwann wieder einmal zuende gehen muss und es auch wieder Sommer werden wird - mit Licht, Wärme, endlos langen Tagen, usw.
Ich kenne kein Musikstück, dass bei mir ähnlich gut funktioniert, wie Donizettis "Liebestrank" - salute! ;-)

1 Kommentar:

  1. Also hier auf deinem Blog gibts für mich was zu lernen, bin ich doch für meinen Geschmack viiiel zu ahnungslos was klassische Musik angeht.

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