Mittwoch, 27. Januar 2010

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Heute spielte Wiltrud Fuchs ein halbstündiges Programm, das fast vollständig aus Werken der Wiener Klassik bestand, also alles Stücke, die so ca. zwischen 1770 und 1820 entstanden sind.
In dieser Epoche sind Kompositionen für die Orgel eher selten anzutreffen und meist als Gelegenheitswerke entstanden.
So verwunderte es auch nicht, dass z. B. die heute gespielten Stücke von Haydn, Mozart und Beethoven allesamt eigentlich nicht für die Orgel komponiert wurden, sondern für Hammerklavier/ Cembalo (eine Sonate von Haydn), für die Glasharmonika (Mozarts Adagio KV 617 a) und für eine Flötenuhr, also ein mechanisches Spielwerk (ein Allegro von Beethoven).
Trotzdem klangen auch die heute aufgeführten Orgelversionen dieser Stücke sehr überzeugend! Bis auf das Mozart-Stück kannte ich noch keines.

Dienstag, 26. Januar 2010

Das Bonmot für Zwischendurch...

Mode ist, was man selber trägt. Unmodern ist das, was die anderen Leute tragen.

Oscar Wilde

Das Phänomen David Garrett



David Garrett gehört zu den aktuellen Klassik-Stars, denen ich sehr zwiespältig gegenüberstehe:

Zum einen freue ich mich natürlich, dass einem (mehr oder weniger) mit klassischer Musik beschäftigten Künstler eine derartig große Aufmerksamkeit entgegengebracht wird, da ist man als Klassik-Freund ja nicht so sehr verwöhnt, findet normalerweise eine öffentliche Beschäftigung mit klassischen Musikern und Sängern doch eher versteckt "nur" in diversen Feuilletons oder Fachzeitschriften statt. Man bleibt also in der Regel unter sich.
Umso mehr ist man dann immer irritiert, wenn ab und an mal eine Opernsängerin oder ein Pianist derart gehyped wird, dass dieser Name dann tatsächlich so ziemlich jedem ein Begriff ist. Dennoch habe ich das Gefühl, dass gerade im Klassikbereich die Marketingmaschinerie in den letzten Jahren enorm an Fahrt aufgenommen hat: Namen wie Anna Netrebko, Rolando Villazón oder Lang Lang sind hier im Moment die wohl prominentesten Beispiele.

Und dann natürlich - seit spätestens 2007 - eben David Garrett.

Gut finde ich, dass Künstler wie er ein vorwiegend jüngeres Publikum ansprechen und für klassische Musik interessieren zu vermögen. Das hoffe ich jedenfalls.

Problematisch sehe ich in dem Punkt dann aber vor allem den Personenkult, der mit einer solchen Marketingstrategie verbunden ist: Die Fangemeinde akzeptiert klassische Musik nur dann, wenn sie vom verehrten Idol vorgetragen wird und interessiert sich ansonsten überhaupt nicht weiter für Klassik. In solchen Fällen dürfte es dann mit der vielzitierten "Gewinnung neuer Hörerschichten" wohl nicht allzu weit her sein. Es würde mich echt mal interessieren, auf wie viele der "neu gewonnenen" Klassik-Freunde das zutrifft…

Das Hauptproblem habe ich mit der hinter diesem ganzen PR-Zirkus stehenden Philosophie - oder zumindest dem, was ich als solche vermute: Es drängt sich wirklich der Verdacht auf, dass es vor allem um das Aussehen geht. Wenn der- oder diejenige dann auch noch ganz passabel singt oder spielt: Wunderbar!
Ist der- oder diejenige hingegen zwar ein begnadeter Musiker, kommt aber via TV oder Fotos eher nicht so gut rüber (um es mal vorsichtig zu formulieren), dann wird es schon schwierig…
Entweder verläuft die Klassik-Karriere dann - wie die meisten - ausschließlich innerhalb des "heiligen Zirkels" eingeweihter Klassik-Freaks. Oder man setzt auf den "Exoten"-Bonus à la Paul Potts - eine Strategie, die letztendlich aber auch wieder auf das (dann eben nicht so gute) Aussehen abzielt.

Vielleicht reagiert man als Klassik-Fan auf diese im Bereich der Pop- und Rockmusik ja seit Jahrzehnten übliche Vermarktungsstrategie etwas sensibler, weil man sich nicht daran gewöhnen mag, dass Personen (und deren Äußeres) plötzlich wichtiger oder zumindest genauso wichtig sein sollen, wie die Musik, die sie machen. Gerade im Bereich der klassischen Musik sollte diese meiner Meinung nach eben auch alleine im Vordergrund stehen - alles andere lenkt davon doch nur unnötig ab.

Ok - sooo neu ist auch im Klassik-Sektor diese Strategie nicht, aber meist war so was eher die Ausnahme und das Ganze lief auch wesentlich dezenter ab als heutzutage. Ich denke da z. B. an die ja auch nicht gerade unattraktive Anne-Sophie Mutter, mit deren Aussehen ihre Plattenfirma schon in den 1980er Jahren eifrig die Werbetrommel rührte - aber wenn man das mit heutigen Werbestrategien vergleicht…

Auch bei David Garrett (und der ist zugegebenermaßen ja wirklich ein "Leckerchen") werde ich den Verdacht nicht los, dass der ganze Bohei um ihn im Moment nur deshalb stattfindet, weil er perfekt in eine Marktlücke passt: Der attraktive, leicht rebellisch-rockig auftretende Geiger, der mit seinem Charme und seiner unkonventionellen Art die Herzen seiner meist weiblichen Fans (so ab 20 oder 25 Jahren aufwärts?) im Sturm erobert. Gerade für die bekanntermaßen ja sehr begeisterungsfähigen Damen gab es in den letzten Jahren ja eher weniger Musiker aus dem Klassikbereich, die man entsprechend vermarkten konnte. Da wurden ja meist eher die Herren der Schöpfung mit immer neuen "Objekten der Begierde" beglückt: Allen voran natürlich die schon erwähnte Anna Netrebko, aber auch ganze Heerscharen oft blutjunger Geigen-Debütantinnen (vor allem, geht aber natürlich auch mit Cello, Flöte, Klavier, etc.), die sich - ganz unabhängig von ihrem Können - gerne "à la Lolita" ablichten lassen dürfen… Da es hiervon eine ganze Menge zu geben scheint, hört man meist nicht allzu lange von ihnen, weil ja die nächsten "sensationellen" Newcomerinnen (natürlich noch attraktiver als ihre Vorgängerinnen!) schon auf der Lauer liegen, um als nächste verheizt zu werden. Schön, wenn sich dann doch mal die eine oder andere auch aufgrund ihres musikalischen Könnens durchzusetzen vermag und sich dann etwas dauerhafter im Klassikzirkus halten kann…

Naja - ein männlicher Gegenpart hierzu hat jahrelang gefehlt. Und das, wo doch das weibliche Publikum gerade für schwelgerisch-gefühlsbetonte klassische Musik doch viel eher zu begeistern wäre als die stumpfsinnigen Herren der Schöpfung :-)
Diese Lücke füllt David Garrett nun seit ein paar Jahren perfekt! Die Strategie ist voll aufgegangen.

Der bei uns nicht ganz so präsente US-Amerikaner Joshua Bell (Jahrgang 1967) erfüllt diese Rolle des jungenhaften Geigen-Beaus beim (auch hier wohl eher vorwiegend weiblichen) amerikanischen Publikum bereits seit mehr als 20 Jahren sehr erfolgreich und hat das Glück, auch mit mittlerweile mehr als 40 Jahren noch immer wie ein großer Schuljunge auszusehen :-)
















Aber zurück zu David Garrett:
Der 1980 in Aachen geborene Deutsch-Amerikaner hat Mitte der 1990er Jahre mit seinem Wunderkind-Bonus immerhin ein recht aufsehenerregendes Debüt gehabt - und das sogar bei der Deutschen Grammophon als "Hauslabel"!

Hier eine Aufnahme aus dem Jahr 1995

und eine von 1997


Ende der Neunziger wurde es dann aber zusehends ruhiger um ihn (der "Wunderkind-Bonus" hatte sich wohl abgenutzt) und zu Beginn des neuen Jahrtausends hatte ich den Eindruck, als würde die Deutsche Grammophon eher verzweifelt versuchen, mit dem inzwischen Anfang Zwanzigjährigen irgendwie ein jüngeres Publikum anzusprechen - davon künden so einfallsreiche Plattentitel wie "Pure Classics" (2002) oder "Pure Ecstasy" (2001) *puuuh*
Aber das scheint nicht so richtig gefruchtet zu haben - ich habe "Pure Classics" beispielsweise drei oder vier Jahre später in der "Ramsch-Kiste" beim Kaufhof für 2,99 Euro erstanden…



Ganz ehrlich: Wenn ich mir die Cover dieser CDs so anschaue und an den späteren Imagewechsel Garretts denke, kann ich mir schon vorstellen, dass man auch diese Aufnahmen durchaus erfolgreicher hätte vermarkten können...

Nach einigen Jahren in der Versenkung tauchte der komplett neu durchgestylte David Garrett so ca. ab 2007 plötzlich wieder auf der Bildfläche auf - - und war kaum wiederzuerkennen! Und - welch Überraschung - auf einmal lief die ganze Chose wie geschmiert…
2007


2008


Seine neue Plattenfirma kann sich freuen :-)
Würde mich wirklich interessieren, inwieweit der Künstler selber sein Image und seinen bislang eher nichtssagenden Style geändert hat oder wie groß der Einfluss seines Managements hier war.
Der plötzliche Mega-Erfolg kann sich ja nicht unbedingt auf sein Violinspiel zurückführen lassen. Warum sollte dies jetzt auf einmal so viel besser sein als vor acht oder neun Jahren? Also liegt es wohl zu 99% an einer perfekt aufgegangenen Vermarktungsstrategie, dass Garretts Karriere jetzt so abgeht.

Was ich schade finde ist die Tatsache, dass sich Garrett zur Zeit sehr in die Richtung "seichte Wellness- und Entspannungs-Klassik" bewegt. Als ob es davon nicht schon genug gäbe…!



Seine neueste CD aus dem Jahr 2009 ("Classic Romance" betitelt), die zwar - wie immer wieder betont wurde - ein reines Klassik-Programm enthält und auf die bisher für den "neuen " David Garrett so charakteristisch gewordenen Crossover-Nummern verzichtet, enthält denn auch originellerweise die allbekannten "Zugnummern" aus dem Geigen- und Klassik-Repertoire, wie die unvermeidliche Méditation (aus der Oper "Thais") von Jules Massenet, die Vocalise von Rachmaninoff, Pablo de Sarasates Zigeunerweisen oder Schuberts Ständchen ("Leise flehen meine Lieder") - das ist alles schon sooooo oft aufgenommen worden, dass man sich ehrlich fragen muss, ob die Welt das alles jetzt auch noch in einer Aufnahme von David Garrett gebraucht hat!
Ich will mal hoffen, dass die Entscheidung für das Programm dieser CD "nur" beim geldgierigen Management lag und nicht beim Künstler selber, denn das wäre schade, wenn er jetzt komplett in diese Null-Acht-Fuffzehn-Klassik-Schiene abdriften würde und sich zu einem zweiten André Rieu für Noch-Nicht-Scheintote entwickelt - oh Graus!



Auch der schon erwähnte Ami Joshua Bell "erfreut" sein Publikum in den letzten Jahren bedauerlicherweise auch immer häufiger mit derartigen "Romantik-Klassik-CDs", wo er exakt das gleiche Repertoire dahinschmalzt wie jetzt David Garrett. Joshua Bell muss man immerhin zugute halten, dass er in seiner über zwanzigjährigen Karriere bereits so ziemlich alle großen und wichtigen Violinwerke aufgenommen hat. Da kann man ihm dann solche "Ausflüge" schon eher mal verzeihen.



Ich würde mich wirklich freuen, wenn David Garrett seine neugewonnene Popularität dazu nutzen würde, seinen zahlreichen Fans (und denen, die es werden wollen), auch mal ein seltener zu hörendes Repertoire vorzustellen, das deswegen ja nicht unbedingt schlechter sein muss. Und da gibt es gerade für die Geige unendlich viel spielbares Material aus mehreren Jahrhunderten…

Naja - noch ist nicht aller Tage Abend, vielleicht kommt er ja noch auf den Trichter, weil ihn dieses -zigtausendfach heruntergedudelte Zeug irgendwann nervt - er wird in diesem Jahr ja gerade erst mal 30 Jahre alt :-)

Es bleibt jedenfalls spannend, den Verlauf seiner Karriere weiter zu beobachten.

Montag, 25. Januar 2010

Buchkritik: "Vita Classica" von Steffen Möller

Auch für gelegentliche Buchkritiken sollte hier in diesem Blog Platz sein, vor allem natürlich dann, wenn sich besagte Bücher auch noch um (klassische) Musik drehen - und da gibt es ja erfreulicherweise doch schon eine ganze Menge von!

Anfangen möchte ich mit einem Buch, das ich im Herbst 2009 gelesen habe:



Zunächst muss ich voranschicken, dass ich 2008 bereits Steffen Möllers Buch "Viva Polonia" sehr gerne gelesen habe - ein meiner Meinung nach längst überfälliges Buch, das wirklich neugierig auf mehr "Polonia", also unseren immer noch recht unbekannten Nachbarn im Osten, machte..

Neugierig war ich also schon, als ich mitbekam, dass Steffen Möller ein zweites Buch geschrieben hat - eben "Vita Classica", ein Buch, in dem es ebenfalls um ein nach wie vor für viele Mitmenschen unbekanntes Terrain geht, diesmal jedoch eines der ganz anderen Art: Die große Wunderwelt der klassischen Musik!
Zunächst war ich ganz erstaunt über das Thema dieses Buches: Ich hätte nie gedacht, dass man über ein eigentlich ziemlich unscheinbar wirkendes Thema gleich ein ganzes Buch schreiben könnte, bzw. war dann aber auch wieder ganz überrascht, dass das offenbar noch niemand vor Steffen Möller getan hat...

Denn das Thema des Buches ("Junger Mensch begeistert sich für klassische Musik - wie reagiert nun sein Umfeld, also Familie, Freunde, Schulkameraden, Kommilitonen, etc. auf diesen für gefühlte 95% der Mitmenschen absonderlichen Musikgeschmack, bzw. wie verhält man sich selber als Klassik-Fan in dieser von Rock und Pop dominierten Welt?") betrifft mich auch in ganz erheblichem Maße, habe ich doch eine ähnliche Jugendzeit hinter mir und sah mich vor ebendiese Probleme auch immer wieder gestellt - aber auf die Idee, darüber gleich ein ganzes Buch zu schreiben, bin ich (leider) noch nicht gekommen....!

Meine Erwartungshaltung diesem Buch gegenüber war also entsprechend groß - ich hatte absolut keine Ahnung, wie man ca. 480 Seiten mit einem Thema wie diesem würde füllen können...
Nach der Lektüre muss ich sagen: Es erweist sich auch für Autor Möller als problematisch - der Schwerpunkt des Buches "Vita Classica" liegt dann auch über weite Strecken nicht auf "Classica" sondern auf "Vita" - Möller erzählt ausführlich aus seinem mittlerweile auch schon 40 Jahre währenden Erdendasein, seiner Jugend in Wuppertal, Studienzeit in Berlin (Philosophie) und - natürlich! - seinem heutigen Leben in Polen. Das ist natürlich eine nette Ergänzung zu seinem ersten Buch "Viva Polonia", zumal er sich dankenswerterweise durchaus mögliche Wiederholungen gewisser Schlüsselerlebnisse seiner polnischen Vita (und wie es ihn überhaupt dahin verschlagen hat) weitestgehend erspart.
Andererseits muss man aber auch sagen, dass es in dem Buch leider viele Passagen gibt, die über ziemliche Längen verfügen (das hat auch der Vater des Autors schon kritisiert, wie Möller am Ende seines Buches freimütig einräumt) - wozu dient z. B. die ziemlich ausführliche Beschreibung eines Griechenland-Trips (der für die weiteren Geschehnisse allerdings ohne große Folgen bleibt), wenn die ganze Quintessenz dieser Erlebnisse eigentlich nur darin liegt, dass der Autor hierüber konstatiert, dass diese 6-wöchige Auszeit am Mittelmeer die längste Zeit in seinem bisherigen Leben darstellte, in der er (von zwei kleinen Ausnahmen abgesehen) einmal keine klassische Musik gehört hat?
Solche für mich als Leser eindeutig zu ausführlich behandelte Episoden gibt es leider zahlreich in diesem Buch (so bringt man es eben auch auf knapp 500 Seiten!), seien es Erlebnisse mit einer radikalen Theatergruppe, Sommerferien-Deutschkurse in Russland oder ein für Nicht-Philosophie-Bewanderte ziemlich ermüdendes (weil wenig erhellendes) Name-Dropping irgendwelcher Autoren und Fachbegriffe: Oft liest man in diesem Buch zu viel über die "Vita" und dann leider eher weniger über die "Classica"...
Vielleicht habe ich - aus Neugierde über dieses mich persönlich eben auch sehr betreffende musikalische Thema - falsche oder übersteigerte Erwartungen an das Buch gehabt, jedenfalls war ich am Ende doch ein bissel enttäuscht...

Wenn Steffen Möller aber dann über seine Klassik-Liebe und seine hiermit zusamenhängenden Erlebnisse und Erfahrungen mit seinem Umfeld schreibt, habe ich viel auch für mich Bekanntes und Amüsantes gelesen - das hat mir schon sehr gefallen! Und der Fairness halber - es sollte jetzt auf keinen Fall der Eindruck entstehen, dass Möller kaum etwas über Klassik, dafür aber (zu)viel aus seinem Leben erzählen würde: Zum Einen hängt beides eh viel zu eng zusammen (das weiß ich aus eigener Erfahrung) und zum Anderen muss ja das Umfeld auch beschrieben werden, bevor man seine Erlebnisse schildern kann, sonst versteht der Leser ja nichts. :-)
Ich hatte bloß halt nicht damit gerechnet, dass das Buch tatsächlich eine veritable Biographie ist - irgendwie hatte ich mir das Konzept zu diesen "Bekenntnissen eines Andershörenden" (so der Untertitel des Buches) eben etwas anders vorgestellt, aber da kann ich dem Autor ja nun keinen Vorwurf machen...
Wie weit das Spektrum des "Klassik-Fans" gefächert ist, zeigt sich übrigens darin, dass Steffen Möller mit seiner Vorliebe für Symphonik des 19. Jahrhunderts (und hier vor allem Bruckner) so gar nicht auf meiner persönlichen musikalischen Wellenlänge liegt: Ich liebe Barockmusik und vor allem Opern - beides Terrains, von denen der Autor zugibt, dass er hier noch einiges zu entdecken hätte :-)
Man sieht also: Klassik-Fan muss noch lange nicht gleich Klassik-Fan sein, auch hier gibt es viele, viele unterschiedliche Typen. Bei der Lektüre des Buches hatte ich ab und an den Eindruck, dass ein "Nicht-Klassiker" vielleicht ein etwas einseitiges Bild von unsereins vermittelt bekommt - aber es ist ja auch Möllers "Vita Classica", die da üppigst und ausführlichst vor dem Leser ausgebreitet wird und nicht meine :-)

Fazit:
Etwas mehr Kürze wäre sicher nicht schlecht gewesen - bei vielem hätte man schneller auf den Punkt kommen können. Ich persönlich hätte mir hingegen noch ein bisschen "Mehr" zum Thema Klassik gewünscht - wann findet man schon einmal ein solches Buch eines Gesinnungsgenossen ;-)

P.S.: Wie schon für das Buch "Viva Polonia" hätte ich mir auch hier sehr gewünscht, wenigstens ein paar kleine Hinweise für Unwissende vorzufinden, wie man die hin und wieder abgedruckten polnischen Wortungetüme wenigstens ansatzweise auszusprechen hat, ohne dabei einen Knoten in die Zunge zu bekommen... in beiden Fällen leider vergeblich :-(

P.P.S.: Ich schlafe NIE bei geschlossenen Fenstern, habe es nie getan und werde das auch nie tun (soviel zu einer der Theorien des Autors, wie man bereits im Teenie-Alter zum Klassik-Fan weden konnte)!

Mittwoch, 20. Januar 2010

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Urlaubsvertretungsorganistin Wiltrud Fuchs präsentierte heute ein französisches Barockprogramm:
Nach je einem Stück von Jehan Titelouze und Jacques Duphly bildeten sieben Sätze aus dem "Premier Livre d'Orgue" von Nicolas de Grigny den Schwerpunkt des heutigen Konzerts.

Dienstag, 19. Januar 2010

Ein Bonmot für Zwischendurch...

Bonmots, Kalendersprüche, Aphorismen - und wie sie noch heißen mögen: Ich bin seit Jahren ein großer Fan dieser oft kurz und knackig formulierten kleinen Weisheiten - mal hintersinnig, mal humorvoll, mal bösartig-bissig, aber immer mit einer Aussage, in der eine kleine Wahrheit steckt, über die man schmunzeln und auch durchaus mal einen Moment nachdenken kann.

Im Lauf der Zeit habe ich einige dieser Bonmots gesammelt, die mir besonders gut gefallen haben und von denen ich hier ab und an mal ein paar vorstellen möchte.

Auffällig ist, wie oft ich hierbei auf Aussprüche und Zitate von Oscar Wilde (1854-1900) gestoßen bin - ich bewundere seine scharfzüngige und ausgesprochen schlagfertige Art! Er hatte die Gabe, hinter die zu seiner Zeit (im viktorianischen Zeitalter Ende des 19. Jahrhunderts) besonders reichlich vorhandenen Fassaden der Gesellschaft blicken zu können und hatte den Mut, diese Erkenntnisse auch unverblümt und ohne Umschweife auszusprechen und anzuprangern. Ein Dandy wie er im Buche steht, ein feinsinniger und zugleich humorvoller und gesellschaftskritischer Autor, ein Mann, der seiner Zeit weit voraus war in seinem Willen, sich ohne Rücksicht auf gesellschaftliche Konventionen selbst verwirklichen zu wollen! Und ein Mann, der letztendlich an der unbarmherzigen Gesellschaft seiner Zeit gescheitert ist… was für eine Tragödie!

Heute jedenfalls als erstes Bonmot an dieser Stelle ein Zitat von Mister Wilde zum Thema "Musik":

Wenn man gute Musik spielt, hören die Leute nicht zu, und spielt man schlechte Musik, dann reden sie nicht.

Mittwoch, 13. Januar 2010

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Wiltrud Fuchs spielte heute ein reines Bach-Programm:
Eingerahmt vom großen Präludium und Fuge in Es-Dur (BWV 552) gab es drei der 18 "Leipziger Choräle".

Montag, 11. Januar 2010

3sat - Die schönsten Opern aller Zeiten

Vergangenen Samstag (09.01.2010) gab es nun also das große Finale zum Thema "schönste Oper aller Zeiten" zur Hauptsendezeit bei 3sat zu bewundern, moderiert wurde das Ganze von dem Violinisten Daniel Hope und Mirjam Weichselbraun. Keine Ahnung, warum man sich für dieses Moderatorenteam entschieden hat: Frau Weichselbraun hat meines Wissens nichts mit Klassik zu tun und Herr Hope ist Geigenspieler. Hätte man nicht "originellerweise" einem Sänger und dann evtl. noch einem Dirigenten die Moderation übertragen können? Die hätten dann evtl. auch mal etwas an eigenen Erfahrungen und Erlebnissen zum Thema Oper und Musiktheater beitragen können.

Was mich jedoch hauptsächlich an dieser ganzen Aktion stört, ist die Tatsache, dass man nun offenbar auch noch im Klassikbereich das Bedürfnis zu verspüren scheint, sich dem seit ein paar Jahren im TV grassierenden "Die besten... aller Zeiten"-Wahnsinn anschließen zu müssen.
Was soll das? Muss denn wirklich alles und jedes heutzutage in eine - wie auch immer zustande gekommene "Hitparade" gepresst werden?
"Die besten Bands aller Zeiten", "Die größten Deutschen", "Die größten Hits der Achtziger", "Die peinlichsten TV-Pannen" - und jetzt also auch noch "Die schönsten Opern aller Zeiten", na bravo!

Immerhin - Kriterium für eine Oper, in die Endrunde dieser dubiosen Wahl zu kommen, waren relativ unbestechliche "nackte" Zahlen des Deutschen Bühnenvereins:
Die Opern, die hierzulande in den letzten 10 Jahren am besten besucht waren, schafften den Sprung in die Auswahlliste. Also zumindest eine objektive Grundlage. Aber ist eine Oper nur dann gut und "würdig" für eine solche "Hitliste", wenn sie von besonders viel Publikum besucht wird???

Wenn man sich die Mühe macht, irgendwelche Pop-Hits in Chartlisten zu packen, kann man das ja notfalls noch nachvollziehen - schließlich haben die meisten von ihnen eine überschaubare Länge von 3 bis 4 Minuten und sind damit viel "handlicher" als eine abendfüllende Oper. Hinzu kommt, dass solche Pophits dann in der Regel meist aus ein und demselben Zeitraum, maximal aber aus den letzten 40 bis 50 Jahren stammen. Opern gibt es seit mittlerweile mehr als 400 Jahren, wie will man da überhaupt noch etwas miteinander vergleichen können, wo doch zwischen den Opern einzelner Epochen mitunter Welten liegen???

Gut, wenn man das Ganze als eine Art "Werbeaktion" für die Oper an sich verstanden wissen wollte, mag man ja nun die erwünschte Publicity erreicht haben - aber ob man damit letztendlich auch neues Publikum für Opernaufführungen gewinnen konnte? Dann wäre der ganze Zirkus wenigstens nicht umsonst gewesen, wenn hier die ein oder andere Leidenschaft (oder zumindest Neugier) geweckt werden konnte...!

Ins Finale kamen erwartungsgemäß die "üblichen Verdächtigen" (Carmen, La Bohème, Zauberflöte, Don Giovanni, Aida usw.), natürlich hatten hier z. B. Barockopern wieder mal keine Chance: Logisch - was leider viel zu selten von Theatern angeboten wird, kann dann auch nicht so viele Besucher anlocken, dass es für einen der vorderen Plätze reichen würde...

Letztendlich hat doch eh jeder Opernfreund seinen eigenen Favoriten (am besten sogar für jede Epoche der Musikgeschichte einen eigenen) - und ich wüsste nicht, zu welch neuer Erkenntnis man jetzt kommen sollte, wenn man denn weiß, dass "La Traviata" nun also "offiziell" zur schönsten Oper aller Zeiten gekürt wurde...
Man hätte eine schlechtere Wahl treffen können, gebe ich zu. Aber für mich ist allein bei Verdi nicht die Traviata sondern "Don Carlos" mit Abstand die schönste Oper... da geht's schon los - soviel also dazu ;-)

Donnerstag, 7. Januar 2010

Zuletzt gehört...

Gestern habe ich den Tag (Dreikönigs- oder Epiphaniastag) noch mit dem Anhören der sechsten und damit letzten Kantate des Bach'schen Weihnachtsoratoriums ausklingen lassen. Selbiges hatte ja - wie schon erwähnt - heuer "Jubiläumssaison": Am gestrigen 06.01. vor genau 275 Jahren ist die wundervolle und festliche 6. Kantate des WO in Leipzig uraufgeführt worden. Ich hatte mittlerweile schon zwei Mal die Gelegenheit, diese und die fünf anderen Kantaten des Oratoriums im Konzert mitsingen zu dürfen - schon die Proben hierfür haben riesig Spaß gemacht - ich liebe dieses Oratorium!

Und weil's so schön war, habe ich direkt im Anschluss noch eine weitere Bachkantate zum Dreikönigstag angehört: "Sie werden aus Saba alle kommen" (BWV 65)
Diese Kantate rangiert in meiner Bachkantaten-Favoritenliste ganz weit oben, nicht zuletzt ihrer farbigen, abwechslungsreichen Instrumentierung wegen: Neben dem obligatorischen Streichensemble und der Continuo-Gruppe setzt Bach noch Hörner, Oboen (Oboi da caccia) und Blockflöten ein, die dem Ganzen einen ganz besonderen, etwas exotischen Touch verleihen. Irgendwie passend zur schillernd-orientalisch-fremdartigen Vorstellung, die man im Allgemeinen von den Heiligen Drei Königen so hat...
Ich habe von dieser Kantate im Lauf der Zeit verschiedene Einspielungen gehört (weil ich sie so gerne mag) und bin letztendlich doch bei meiner ersten Aufnahme (sie stammt aus dem Jahr 1967) hängengeblieben: Es spielen und singen Münchener Bach-Chor und -Orchester unter der Leitung von Karl Richter, die Solisten sind Ernst Haefliger (Tenor) und Theo Adam (Bass). Bisher habe ich noch keine modernere Einspielung gefunden, die mir besser gefallen hätte!

Mittwoch, 6. Januar 2010

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Heute gab es in der Düsseldorfer Johanneskirche das erste Lunch-Time-Orgel-Konzert dieses Jahres!
Ich besuche seit nunmehr fast 7 Jahren regelmäßig (wenn es sich irgendwie einrichten lässt) jeden Mittwochmittag diese jeweils halbstündigen Orgelkonzerte (kostenlos, am Ausgang freut man sich jedoch über eine Spende für die Kirchenmusik in der Johanneskirche!), die immer um 12.30 Uhr beginnen und aus einem bunt zusammengestellten Programm von Orgelkompositionen (so ca. vom 16. bis zum 20. Jahrhundert) bestehen.
Im Laufe der Jahre habe ich da schon einige persönliche Neuentdeckungen (und natürlich auch jede Menge "Orgel-Klassiker") hören können - als Orgelmusik-Fan möchte ich die Lunch-Time-Orgel nicht mehr missen! Live gespielt ist es doch immer noch am schönsten - da kommt keine CD mit!

Gespielt wird auf der großen Beckerath-Orgel der Johanneskirche, die nach dem Wiederaufbau der im Krieg fast vollständig zerstörten Kirche in den Jahren 1953/54 hier eingebaut wurde. Ein beeindruckendes Instrument mit einer tollen Klangfülle!
Quelle: Johanneskirche Stadtkirche Düsseldorf

Von gelegentlichen Urlaubsvertretungen abgesehen, werden die mittäglichen Konzerte regelmäßig von Wolfgang Abendroth, dem jungen Kantor der Johanneskirche bestritten. Ein virtuoser und sehr vielseitiger Organist, der gelegentlich auch einmal eigene Improvisationen über Choräle zum Besten gibt!

Im Laufe der Jahre ist die Zahl der Zuhörer immer zahlreicher geworden - aber auch einige der "Stammgäste" sind über die Jahre (genau wie ich) dem obligatorischen Mittwochstermin treu geblieben.

Heute spielte der Ratinger Organist Raphael Nigbur eine Mischung aus kleineren weihnachtlichen Stücken (von Bach und Guilmant) und zum Abschluss die "Suite gothique" von Léon Boëllmann, die ich ganz besonders gerne mag! Gerade die Toccata, der vierte und letzte Satz der Suite, ist eines meiner absoluten Lieblingsstücke! Ein toller Abschluss des heutigen Konzerts und ein guter Beginn des neuen Orgelmusik-Jahres! So müssten Mittagspausen immer sein :-)

Dienstag, 5. Januar 2010

Zuletzt gehört...

In regelmäßig-unregelmäßigen Abständen möchte ich hier ein bisschen darüber berichten, was ich so alles (vor allem an klassischer) Musik zusammenhöre :-)

Im Verlauf eines Jahres, das ist mir schon aufgefallen, orientiere ich mich doch mehr an Jahreszeiten oder Festtagen, als ich gedacht hätte - aber mir ist halt weder im Mai nach Weihnachtsoratorium noch im Dezember nach der Matthäus-Passion...
Von solchen äußeren Umständen kann ich mich also nicht wirklich frei machen, aber daran ist ja eigentlich auch nichts auszusetzen.

Bisher habe ich noch nie festgehalten, was ich wann so gehört habe - das soll hier jetzt also auch eine Art musikalisches Tagebuch werden, um später mal nachvollziehen zu können, was ich wann gehört habe.

Gestern Abend habe ich nun - wie schon berichtet - Pergolesi als dem "Geburtstagskind des Tages" die Ehre erwiesen und mir zum einen sein Flötenkonzert in G-Dur angehört (von dem ich den 1. Satz ganz besonders liebe!) und dann natürlich sein bekanntestes Werk, das Stabat Mater aus seinem Todesjahr 1736.

Pergolesis Stabat Mater besticht durch seine sparsame, fast schon spröde zu nennende Besetzung: 2 Solostimmen (Sopran und Alt - ursprünglich zwei Kastratenpartien), begleitet von einem Streichorchester und einem Continuo-Instrument, in diesem Falle geistlicher Musik dürfte das am ehesten wohl eine kleine Truhenorgel (und eben kein Cembalo) sein. Diese nicht gerade üppige Besetzung ist wohl auf die Auftraggeber der Komposition zurückzuführen, Pergolesi hat aus diesen Beschränkungen dann aber ein wunderbar verinnerlichtes, ja fast intim zu nennendes Werk gemacht, das die traurige Stimmung und die meditativen Aspekte des gesungenen Textes perfekt transportiert.
Ich habe gelesen, dass es im späten 18. und dann auch noch im 19. Jahrhundert Versuche gegeben hat, dieses Werk durch Hinzufügen weiterer Stimmen (Solisten und Chor) und weiterer Instrumente (vor allem Bläser) etwas "aufzupeppen" und repräsentativer zu gestalten. Da würde ich ja gerne mal hören, wie das dann so geklungen hat... Als ob Pergolesis Stabat Mater das nötig hätte!
Naja - es zeigt natürlich die ungebrochene Popularität dieses Werks, dass man sich damals die Mühe machte, ein derart altes Musikstück überhaupt aufführen zu wollen! Gerade im 18. Jahrhundert komponierte man doch lieber schnell etwas Neues, bevor man sich mit einer Neuauflage von etwas Altem abgab - so gesehen ist das dann natürlich quasi ein "Ritterschlag" für das Stabat Mater!

Ich besitze drei Aufnahmen dieses Werks:

1972:
Mirella Freni (Sopran), Teresa Berganza (Alt), Solisti dell' Orchestra "Scarlatti" di Napoli, Dir.: Ettore Gracis


1999:
Barbara Bonney (Sopran), Andreas Scholl (Altus), Les Talens Lyriques, Dir.: Christophe Rousset



2003:
Jörg Waschinski (Sopranist), Michael Chance (Altus), Kölner Kammerorchester, Dir.: Helmut Müller-Brühl


Persönlich gefällt mir die Aufnahme mit Barbara Bonney und Andreas Scholl (bin eh ein Fan dieses Sängers!) am besten - die Stimmen der beiden Solisten mischen sich hier einfach am harmonischsten und zumindest eine der beiden Partien wurde - wie zur Zeit der Uraufführung - mit einem Mann besetzt. Die meisten Aufnahmen des Stabat Mater werden heutzutage (und in den vergangenen Jahrezehnten) nämlich mit zwei Sängerinnen besetzt, wie z. B. die oben erwähnte Einspielung mit dem Damen-Duo Freni/ Berganza.
So gesehen ist natürlich die Aufnahme von Helmut Müller-Brühl aus dem Jahr 2003 ein echtes Wagnis, da hier nämlich auch die heikle Sopran-Partie ebenfalls mit einem Man besetzt wurde, dem Sopranisten Jörg Waschinski, ein faszinierender Künstler, den ich in der Bonner Oper schon einmal live in Aktion gesehen und gehört habe (als David in Händels "Saul").
Diese Aufnahme des Stabat Mater klingt nicht schlecht, kommt bei mir aber eben erst nach meiner erwähnten Favoriten-Einspielung aus dem Jahr 1999. Die beiden männlichen Solisten harmonieren für meinen Geschmack einfach nicht so perfekt, wie es Bonney/ Scholl tun. Und der Sopranist klingt manchmal ein bisschen schrill - leider! Aber im Großen und Ganzen lohnt es sich schon, diese interessante Aufnahme anzuhören, zumal hier noch ein kürzeres Salve Regina Pergolesis (in c-moll), diesmal von Jörg Waschinski als alleinigem Solisten gesungen, zu erleben ist.
Auch auf der CD mit Barbara Bonney und Andreas Scholl sind noch zwei Salve Regina des Komponisten enthalten (mehr als 2 hat er meines Wissens auch nicht komponiert): Miss Bonney singt das in a-moll, Herr Scholl das in f-moll, wobei es sich um eine für die Altstimme transponierte Version des oben erwähnten Salve Regina in c-moll (für Sopran) aus Pergolesis Todesjahr 1736 handelt. Auch sehr hörenswert :-)

Montag, 4. Januar 2010

Giovanni Battista Pergolesi - 300. Geburtstag


... kaum hat das Jahr 2010 begonnen, da ist auch schon der erste Jubilar "fällig":
Heute wird der Italiener Giovanni Battista Pergolesi 300 Jahre alt!
Im Hinblick auf früh verstorbene Komponisten wie Mozart (35 Jahre) oder Schubert (31 Jahre) "toppt" Pergolesi sogar diese beiden viel zu jung von uns gegangenen Musiker - er ist gerade einmal 26 Jahre alt geworden und starb an Tuberkulose im März 1736!

Obwohl Pergolesi somit nicht gerade viel Zeit vergönnt war, um als Komponist in Erscheinung zu treten, sind zumindest zwei seiner Werke (und damit auch sein Name) bis heute legendär:
Das Stabat mater aus seinem Todesjahr 1736 (vermutlich für die Passionszeit des Jahres bestimmt) und das komische Intermezzo "La serva padrona" ("Die Magd als Herrin") aus dem Jahr 1733.
Noch heute gilt seine Vertonung des "Stabat mater"-Textes als eine der berühmtesten und gelungensten überhaupt und die "Serva padrona" hat zur weiteren Entwicklung der italienischen komischen Oper, der "Opera buffa", aber auch der französischen "Opéra comique" einen gewaltigen Beitrag geleistet - ohne sie hätte es vielleicht Werke wie "Figaros Hochzeit" oder "Der Barbier von Sevilla" in der Form, wie wir diese Opern heute kennen und lieben, nie gegeben...

Ich werde mir heute auf jeden Fall noch das herrliche "Stabat mater" anhören und - wie viele andere Musikliebhaber es schon seit über 250 Jahren tun - die Tatsache bedauern, dass dieser geniale Komponist nicht länger unter uns weilen durfte...

Gute Vorsätze für 2010

Jetzt habe ich über die ganzen runden Komponisten-Geburts- und Todestage doch total vergessen, noch was über meinen guten Neujahrsvorsatz für meinen Blog hier zu schreiben...

Nachdem ich während des letzten halben Jahres ausschließlich die Listen zum Thema "Klassik-Jahreszeiten" gepostet habe, wollte ich ab 2010 meine Aktivitäten hier deutlich verstärken - naja, zumindest testweise :-)

Nicht, dass mir die erwähnten Listen keinen Spaß gemacht hätten - ganz im Gegenteil: Hier gezielt klassische Musikstücke aus allen Epochen geordnet nach ihrer Zugehörigkeit zu bestimmten Jahreszeiten zu sammeln und aufzulisten hat mir (bisher) großes Vergnügen bereitet, so eine Zusammenstellung wollte ich für mich selber immer schon mal gemacht haben, warum also nicht auch hier in diesem Blog?
Ich werde das Projekt (Teile vom Winter und der gesamte Frühling stehen ja noch aus) auch auf jeden Fall noch abschließen, aber darüber hinaus gibt es ja noch so viel anderes aus der Welt der Klassik anzumerken und mitzuteilen...
Und da möchte ich hier in diesem Jahr etwas aktiver werden!
Schaun mer mal, wie sich das so entwickelt (bin selber neugierig)!

Ein musikalisches Jahr 2010!

Jetzt komme ich dann endlich auch mal dazu, allen Musikfreunden ein besonders schönes und musikalisch ergiebiges neues Jahr 2010 zu wünschen!
Möge es ein Jahr voller interessanter und klangvoller musikalischer Neu- oder Wiederentdeckungen werden, mit vielen tollen Konzerten, Opernaufführungen, etc.!

Nach den vielen "runden" Jubilaren, derer man im vergangenen Jahr 2009 gedenken konnte, gibt es auch in 2010 einige interessante Komponisten-Gedenktage - um hier jetzt mal nur die Prominentesten zu nennen:

Giovanni Battista Pergolesi (300. Geburtstag am 04.01.10 - also heute!!)
Ole Bull (200. Geburtstag am 05.02.10)
Norbert Burgmüller (200. Geburtstag am 08.02.10)
Johann Ladislaus Dussek (250. Geburtstag am 12.02.10)
Frédéric Chopin (200. Geburtstag am 22.02.10)
Samuel Barber (100. Geburtstag am 09.03.10)
Carl Reinecke (100. Todestag am 10.03.10)
Hugo Wolf (150. Geburtstag am 13.03.10)
Johann Kuhnau (350. Geburtstag am 06.04.10)
Alessandro Scarlatti (350. Geburtstag am 02.05.10)
Emil Nikolaus von Reznicek (150. Geburtstag am 04.05.10)
Paul Abraham (50. Todestag am 06.05.10)
Johann Christoph Graupner (250. Todestag am 10.05.10)
Thomas Arne (300. Geburtstag am 28.05.10)
Isaac Albéniz (150. Geburtstag am 29.05.10)
Mili Balakirew (100. Todestag am 29.05.10)
Robert Schumann (200. Geburtstag am 08.06.10)
Otto Nicolai (200. Geburtstag am 09.06.10)
Mark-Anthony Turnage (50. Geburtstag am 10.06.10)
Gustave Charpentier (150. Geburtstag am 25.06.10)
Gustav Mahler (150. Geburtstag am 07.07.10)
Heinrich Sutermeister (100. Geburtstag am 12.08.10)
Friedrich Silcher (150. Todestag am 26.08.10)
Rolf Liebermann (100. Geburtstag am 14.09.10)
Luigi Cherubini (250. Geburtstag am 14.09.10)
Ignacy Paderewski (150. Geburtstag am 18.11.10)
Wilhelm Friedemann Bach (300. Geburtstag am 22.11.10)
André Campra (350. Geburtstag am 04.12.10)

Da ist doch wieder eine interessante Mischung zusammengekommen, nicht wahr?

In diesem Sinne - es gibt viel zu hören in 2010, freuen wir uns drauf :-)