Freitag, 15. Juni 2012

Oper Köln - Ausblick auf die Spielzeit 2012/13

So, wie schon im vergangenen Jahr an dieser Stelle ein kleiner Ausblick auf die neue Opernspielzeit 2012/ 13 – über die ganzen ausgesprochen unerfreulichen Begleiterscheinungen habe ich mich ja nun schon etwas ausführlicher an anderer Stelle ausgelassen, daher hier und heute nichts mehr davon!

Vergangene Woche gab es die letzte Vorstellung im „regulären“ Opernhaus am Offenbachplatz vor dem großen Umbau: Ein letztes Mal wurden Die Meistersinger von Nürnberg in der Inszenierung des Kölner Opernintendanten Uwe Eric Laufenberg gegeben (wenn ich nicht irre, war dies die Inszenierung, mit der sich im Herbst 2009 der damals neue Intendant dem Kölner Publikum vorstellte) und alle Akteure inklusive des bei Mitarbeitern wie Publikum gleichsam beliebten Hausherrn konnten sich dort noch ein letztes Mal feiern lassen, bevor es ab sofort heißt: “Oper Köln – Außer Haus“, so steht es aktuell auch auf vielen Plakaten in der Stadt und seit Anfang dieser Woche wird im Opernhaus schon kräftig ausgeräumt – das große, lang erwartete (und dringend notwendige) Renovierungs- und Umbauspektakel hat nun endlich begonnen!

Hoffen wir, dass dieses Großprojekt – ganz untypisch für Köln – ohne große Pannen und Verzögerungen im wahrsten Sinne des Wortes „über die Bühne geht“!

Ich hatte ja noch im März anlässlich der “Umwidmung“ des bisherigen Musical Dome angekündigt, dass dieser ab Beginn der neuen Spielzeit 2012/ 13 nach zwei Jahren der kreativen „Wanderschaft“ durch zahlreiche Ausweichspielstätten im ganzen Stadtgebiet die ausschließliche und einzige Spielstätte der Kölner Oper sein würde – allerdings war ich da wohl etwas voreilig, wie ein Blick in das neue Programm bestätigt:

Lässt man mal die Kinderoper außen vor, die ja schon etwas länger in der Kölner Südstadt eine neue Spielstätte gefunden hat, dann wird es in der neuen Saison neben der neuen Oper am Dom weiterhin das Palladium im Stadtteil Mülheim als Aufführungsort geben (womit ich nicht gerechnet hätte) und für zwei Wiederaufnahmen aus den vergangenen Spielzeiten werden die seinerzeit dafür ausersehenen Ausweichspielstätten nochmals reaktiviert:
Das prunkvolle Treppenhaus des Oberlandesgerichts für La Clemenza di Tito im Dezember und Januar sowie die Trinitatiskirche für The Turn of the Screw im März und April 2013.
Für alle Opernfreunde, die diese Inszenierungen seinerzeit versäumt haben mithin eine gute Gelegenheit, zwei spannende Produktionen an zwei atmosphärisch sehr wirkungsvollen Orten nun doch noch erleben zu können!

Aber nun zu den Neuinszenierungen der kommenden Saison:

Zum Spielzeitauftakt gibt es ja gerne etwas Großes und Repräsentatives (ich erinnere mich gerne an den letztjährigen Saisonstart mit Krieg und Frieden!) – in diesem Jahr wird am 16. September in den neuen Räumlichkeiten der Oper am Dom mit Verdis La Forza del Destino der Startschuss gegeben! Diese Produktion läuft dann die 2. Septemberhälfte hindurch bis Anfang Oktober (bedingt durch die fehlenden Räumlichkeiten können während der Umbau- und Renovierungsphase alle Stücke immer nur en suite gespielt werden!).
Auf diese Neuinszenierung des Franzosen Olivier Py bin ich wirklich schon sehr neugierig, denn ich erinnere mich noch mit leichtem Gruseln an die letzte Kölner Forza del Destino, die – wenn ich mich recht erinnere – 2005/ 06 zu erleben gewesen war (ist also noch gar nicht sooo lange her!) und die ich einfach nur schauderhaft inszeniert fand!
Da passte einfach nichts zusammen: Die Darsteller sangen irgendwas, auf der Bühne geschah gleichzeitig etwas ganz anderes – ich war damals ziemlich frustriert und habe meine Besuche der Kölner Oper nach diesem Erlebnis für eine ganze Zeit auf ein absolutes Minimum reduziert, weil ich einfach keine Lust mehr hatte. Jetzt also die mit Spannung erwartete Neuinszenierung - es kann nur besser werden und da bin ich nach den bisherigen Erfahrungen der letzten Jahre mit Neuproduktionen der Kölner Oper auch ganz zuversichtlich!

Die zweite Oktoberhälfte wird dann im Palladium ein weiterer absoluter Opernklassiker, nämlich Le Nozze di Figaro, gegeben werden. Hier inszeniert der Hausherr Uwe Eric Laufenberg dann wieder einmal selbst. Werde ich mir ganz bestimmt auch nicht entgehen lassen!

Den ganzen November und Dezember 2012 (und dann noch mal im Juni 2013) erhält das charakteristische blaue Zelt der Oper am Dom dann vorübergehend seine alte Funktion als Musical Dome zurück, denn das unverwüstliche Musical My Fair Lady wird dort in einer Neuinszenierung von Dietrich W. Hilsdorf zu erleben sein!
Ich weiß gar nicht, wie lange dieser Musical-Evergreen schon nicht mehr in Köln auf der Bühne zu sehen war (und es wäre mir mit Sicherheit aufgefallen, wenn es da in den letzten Jahren mal etwas gegeben hätte, da My Fair Lady mein absolutes Lieblingsmusical ist!) und daher freue mich natürlich sehr, dass die Kölner Oper endlich mal wieder ein paar klassische Musicals auf ihre Bühne bringt! Noch in sehr guter Erinnerung ist mir Kiss me, Kate!, die im Frühjahr 2010 hier in Köln zu erleben war!

Interessant wird hierbei sicherlich auch die Tatsache, dass der Intendant Uwe Eric Laufenberg in einigen Vorstellungen selber auf der Bühne stehen wird – nämlich als Professor Henry Higgins! Gibt es da so etwas wie eine "inoffizielle Tradition"?
Ich erinnere mich nämlich an Vorstellungen von My Fair Lady, die ich vor ca. 20 Jahren (jaja, so lang ist das schon her!) im Koblenzer Stadttheater gesehen habe und auch dort spielte der damalige Intendant des Hauses, der im Februar 2012 im Alter von 80 Jahren verstorbene Hannes Houska , mit Leib und Seele (in diesem Fall als Müllkutscher Alfred Doolittle) mit!
Man darf also gespannt sein, wie das hier in Köln laufen wird. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, einen Kölner Opernintendanten schon mal als Akteur auf der Bühne erlebt zu haben!

Die My Fair Lady-Aufführungsreihe wird dann Ende November/ Anfang Dezember für eine Neuinszenierung von Fidelio (gerade mal 6 Vorstellungen sind hier angesetzt!) unterbrochen.

Und weil der Spätherbst eine so beliebte Jahreszeit für Theaterveranstaltungen ist, gibt es zeitgleich im November und Dezember im Palladium mit Così fan tutte gleich die nächste Mozart-Neuinszenierung von Uwe Eric Laufenberg (der Mann hat sich was vorgenommen für diesen Herbst)!

Überhaupt Mozart – man könnte meinen, ein weiteres Jubiläumsjahr des beliebten Salzburgers stünde an, denn neben den erwähnten Neuninszenierungen von Le Nozze di Figaro und Così fan tutte und der Wiederaufnahme der Clemenza di Tito erfolgt im Juni 2013 dann auch noch die Wiederaufnahme der Entführung aus dem Serail (übrigens auch eine Inszenierung des Kölner Intendanten) im Mülheimer Palladium!
Wenn man bedenkt, dass es die Zauberflöte und den Don Giovanni in den letzten beiden Spielzeiten hier auch schon zu sehen gab, dann fehlt jetzt eigentlich nur noch der Idomeneo, dann hätten wir in Köln innerhalb kürzester Zeit alle großen Mozart-Opern durch!

Weil 2013 Wagner-Jahr ist (200. Geburtstag – hojotohoo!) wird dem im April in der Oper am Dom mit einigen Aufführungen des Parsifal, wiederum in einer Neuinszenierung von Uwe Eric Laufenberg, Rechnung getragen.

Im Jahr 2013 gibt es dann aber nach so viel klassischem Repertoire erfreulicherweise auch ein paar weitaus seltener zu erlebende Stücke (die deswegen ja nicht zwangsläufig schlechter sein müssen):

Ende Februar/ Anfang März erfolgt eine Neuinszenierung von Donizettis Anna Bolena, im April und Mai gibt es Franz Schrekers Oper Die Gezeichneten (beide Opern im Mülheimer Palladium) und ebenfalls im Mai (in der Oper am Dom) noch Puccinis auch nicht so häufig gespieltes „Triptychon“ Il Trittico, bestehend aus den drei Einaktern Il Tabarro, Suor Angelica und Gianni Schicchi!

Ich glaube, es war 1999 (ist also auch noch nicht übermäßig lange her), dass ich in Köln zuletzt dieses vielgestaltige, sich erst aus dem Zusammenspiel dieser drei so unterschiedlichen Einakter als wirklich stimmig erweisende Puccini-Werk erleben konnte und man darf gespannt sein, wie man das Ganze diesmal auf die Bühne bringt. Immerhin werden gleich drei verschiedene Regisseurinnen sicherlich völlig unterschiedliche Akzente in diesen Stücken setzen!

Etwas ungewöhnlich finde ich die Tatsache, dass man offenbar geplant hat, alle drei Stücke zwar an einem Abend stattfinden zu lassen, diese ansonsten aber völlig unabhängig voneinander zu behandeln, was zum Beispiel auch den Kartenverkauf anbetrifft: Wer also beispielsweise nur Lust auf den abschließenden Gianni Schicchi haben sollte (sicherlich der populärste der drei Einakter), der kann sich dafür allein eine Karte kaufen und muss dann aber auch erst um 21:30 Uhr im Theater eintreffen!
Sehr ungewöhnlich und der vom Komponisten ja eigentlich beabsichtigten Gesamtwirkung der drei Stücke völlig zuwiderlaufend, aber warten wir’s mal ab, wie sich das Ganze in einem knappen Jahr dann in der Praxis darstellen wird – ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass zwischen den Stücken jedesmal ein großes Kommen und Gehen herrschen wird…

Ach ja – zwei konzertante Aufführung von Verdis ebenfalls nicht so häufig zu hörendem Attila wird es im Juni 2013 im Palladium dann auch noch geben - es ist dann ja schließlich auch Verdi-Jahr!

Und im Dezember 2012 sind auch noch drei konzertante Aufführungen der noch seltener gespielten Barockoper Artaserse von Leonardo Vinci (1690-1730) in der Oper am Dom angesetzt: Das wird ein Fest für alle Freunde des Countertenorgesangs, denn sämtliche Rollen (auch die weiblichen) sind – wie zur damaligen Zeit durchaus üblich – mit Herren besetzt. Klingt nach einem spannenden Projekt!

Außerdem gibt es noch mehrfach Gastspiele verschiedener internationaler Tanzensembles (Köln hat ja kein eigenes!), die das ganze Spielzeitprogramm abrunden.

Das wäre nun also das neue, so hart umstrittene Programm für die Spielzeit 2012/ 13.
Viel Mozart, viele Repertoireklassiker und auch ein paar Raritäten, leider keine Barockoper (sieht man von den drei konzertanten Aufführungen im Dezember einmal ab).
Problematisch sicher auch die ungewohnte Tatsache, dass alle Produktionen en suite, also an einem Stück hintereinander, gegeben werden, und es dann zum Teil nur sehr wenige Aufführungen von einzelnen Werken gibt (z. B. beim Fidelio).
Insgesamt würde ich aber sagen, dass das Ganze wohl eine ganz gute Mischung ergibt, auf die ich in jedem Fall schon sehr gespannt bin!

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