Mittwoch, 28. November 2012

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Vergangene Woche musste die Lunch-Time-Orgel ausfallen, denn da war Buß- und Bettag und in der Düsseldorfer Johanneskirche fand eine halbstündige Mittagsandacht statt – für mehr ist zumindest tagsüber an diesem Tag ja leider keine Zeit mehr, da der Buß- und Bettag seit nunmehr auch schon fast 20 Jahren (!) als Feiertag abgeschafft worden ist!

Dafür stand das Programm des heutigen Mittagskonzerts ganz im Zeichen des Kirchenjahresendes (letzten Sonntag war Totensonntag) und dem Beginn der Adventszeit (und damit des neuen Kirchenjahres) am kommenden Sonntag.

Organist Wolfgang Abendroth spielte folgende Orgelwerke für uns:

J. S. Bach (1685-1750)
aus: Sechs Choräle von verschiedener Art
(„Schübler-Choräle“)
Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ BWV 649
Kommst du nun, Jesu, vom Himmel herunter BWV 650

Max Reger (1873-1916)
Phantasie über den Choral
„Wachet auf, ruft uns die Stimme“ op. 52 Nr. 2


Besonders der Choral aus der Fantasie von Reger, der das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen aufnimmt (wer es nicht kennt, kann gerne mal unter Matthäus, Kapitel 25, 1-13 nachschlagen), gehört liturgisch exakt in diese unmittelbare voradventliche Zeit, in der es um die bevorstehende, aber zeitlich noch ungewisse Ankunft des Messias geht (während die Adventszeit als Vorbereitungszeit auf die Geburt des Messias an Weihnachten ja auf einen konkreten Zeitpunkt hinausläuft). Auch Bach hat für den letzten Sonntag des Kirchenjahres eine schöne Kantate geschrieben, in der der Choral „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ eine zentrale Rolle spielt (BWV 140).

Und so stand nach den beiden kürzeren Choralbearbeitungen dann auch im heutigen Konzert Max Regers große, spätromantisch überbordende Choralfantasie im Zentrum. Eine tolle, teilweise schon erstaunlich modern klingende Komposition (dann aber auch wieder im Wechsel mit betont traditionellen Elementen), in der die große Orgel wieder mal zeigen konnte, was an üppiger Klangentfaltung so alles in ihr steckt!

Nach einem recht düsteren Beginn (die Nacht und die beim Warten auf den Bräutigam eingeschlafenen Jungfrauen illustrierend), in den recht schroffe „Klangblitze“ hereinfahren, steigert sich das Ganze Stück für Stück in die musikalische Schilderung (wobei auch die Choralmelodie zitiert wird) der prachtvollen Ankunft des langerwarteten Bräutigams.
Nach einem kürzeren, ruhigen Mittelteil beginnt die abschließende Fuge, für die Reger ein fröhlich-tänzerisches Thema wählte, wohl, um die Freude im Himmel und auf der Erde über die Ankunft des Messias angemessen zu charakterisieren. Das Ganze steigert sich nun ausgesprochen wirkungsvoll immer mehr, die Choralmelodie taucht parallel zur Fuge in der Bass-Stimme wieder auf und vermischt sich dann zum krönenden Abschluss mit dieser, so dass schließlich alles zu einem strahlenden Abschluss geführt wird.

Nicht zuletzt wegen Stücken wie diesem weiß ich, warum ich so gerne Orgelmusik höre!

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