Freitag, 27. Juli 2012

25 Jahre NAXOS

Vor ein paar Tagen erhielt ich überraschend ein Päckchen – wie sich herausstellte, hatte ich in diesem Jahr nun schon zum zweiten Mal bei einem Preisausschreiben gewonnen (vielleicht sollte ich die Teilnahme hier mal intensivieren – das scheint sich ja richtig zu lohnen)!

In diesem Fall handelte es sich um ein Preisausschreiben der Klassik-Zeitschrift Fono Forum, der Anlass war das 25-jährige Jubiläum des Labels NAXOS und es gab mehrere der CD-Boxen zu gewinnen, die NAXOS aus diesem Anlass herausgegeben hat und die jeweils verschiedenen Themenbereichen (z. B. Klavierkonzerte, russische Sinfonien, Ballettmusik, etc.) gewidmet sind. Ich habe eine Box mit Sinfonien der Klassik (also von Haydn, Mozart und Beethoven) gewonnen.

Das 25-jährige NAXOS-Jubiläum ist, so denke ich, ein guter Anlass, dieses wohl jedem Klassikfreund bekannte Label einmal etwas ausführlicher zu würdigen.

NAXOS begleitet mich, seit ich mich mit Klassik-CDs beschäftige, also seit etwas mehr als immerhin schon 20 Jahren!

Links eine meiner ältesten NAXOS-CDs: Die Aufnahme mit Ouvertüren von Berlioz (und weiteren Orchesterstücken aus dessen Bühnenwerken) aus dem Jahr 1988, die bereits seit Jahren aus dem NAXOS-Katalog gestrichen ist und (was bei NAXOS auch nicht so häufig vorkommt) durch die rechts zu sehende Aufnahme mit Berlioz-Ouvertüren aus dem Jahr 1994 ersetzt wurde.
Damals waren mir diese mit ihrer weißen Grundfarbe relativ schmucklos und einfach daherkommenden CDs aufgefallen, weil sie im Vergleich zu den meisten anderen CDs im Klassik-Sortiment so günstig waren (9,99 DM, wenn ich mich nicht irre). Natürlich gab es auch damals schon andere „Billig-Labels“ bzw. „Low Budget-Serien“ der großen Firmen wie Deutsche Grammophon oder Decca. Und damals unterschied sich NAXOS – zumindest war das mein Eindruck - noch nicht wirklich von diesen anderen „No Name“-Klassikanbietern, deren Gemeinsamkeit eine recht billig wirkende und somit einfach gemachte Ausstattung ihrer Produkte war, so existierten z. B. Booklets mit Erläuterungen zur jeweiligen Aufnahme entweder gar nicht, oder sie waren extrem knapp gehalten und meist auch nur auf Englisch verfasst.
In den Anfangsjahren wirkten die kargen CD-Booklets noch ziemlich billig und enthielten meist nur sehr knappe Einführungstexte ausschließlich in Englisch 
Außerdem waren die an den Aufnahmen beteiligten Solisten, Orchester und Dirigenten im Vergleich zu den vielen prominenten Namen, mit denen die sogenannten „Majors“ aufwarteten allesamt totale Unbekannte, mit schwerpunktmäßiger Herkunft aus Osteuropa.

Also fiel mir NAXOS zunächst nicht als etwas Besonderes auf, sondern schien nur ein Low Budget-Label unter mehreren anderen zu sein. Als junger Klassik-Fan mit nicht allzu üppig gefülltem Geldbeutel freute ich mich lediglich über die Möglichkeit, hier besonders günstige Aufnahmen erstehen zu können.

Typisches NAXOS-Cover im Design der 1990er Jahre: Die Farbe Weiß dominiert, dazu gibt es die Abbildung eines Gemäldes, gelegentlich auch mal ein dekoratives Foto (in der Regel eine Landschaft oder ein Gebäude)  
Irgendwann in den folgenden Jahren änderte sich dann aber meine Einstellung zu NAXOS und den unter diesem Label erscheinenden Aufnahmen ziemlich gründlich.
Zum einen war mir schon recht bald aufgefallen, dass viele Aufnahmen zwar billig waren, aber eben nicht billig klangen - ganz im Gegensatz zu so manch anderem „Schleuderpreis-Anbieter“, wo man mitunter Aufnahmen zu hören bekam, die wirklich unterirdisch waren – klanglich wie interpretatorisch – und man damit dann eine ohrenfällige Begründung geliefert bekam, warum man diese CD für einen Schnäppchenpreis angeboten bekommen hatte! Wie gesagt, das war so bei den Aufnahmen, die ich von NAXOS zu dem Zeitpunkt besaß, nie wirklich der Fall gewesen.

Ein weiterer Punkt, der mir bei NAXOS gut gefiel, war die Tatsache, dass man hier eben nicht nur das sonst überall auch erhältliche 0815-Standard-Repertoire angeboten bekam, sondern eine faszinierende Vielfalt selten gespielter Werke von zum Teil völlig unbekannten oder mir lediglich dem Namen nach bekannten Komponisten! Und auch diese CDs gab es zum selben günstigen Preis wie die Aufnahmen der allseits bekannten Werke von Mozart, Beethoven oder Chopin. Bei anderen Labels war es nämlich häufig so, dass die sich ihre Produktionen von Repertoireraritäten (und damit verbunden meist auch deutlich geringerer Käuferzahlen) vom Kunden gut bezahlen ließen und solche Aufnahmen in der Regel im Hochpreissegment angesiedelt waren.

Irgendwie war NAXOS da anders – und kristallisierte sich so allmählich aus der Masse der günstigen „No Name-Label“ (von denen viele auch nach oft nur kurzer Zeit wieder von der Bildfläche verschwanden) als etwas wirklich Besonderes heraus und wurde – wahrscheinlich nicht nur für mich – zu einem echten Sympathieträger, dessen Angebot, das im Übrigen auch deutlich schneller zu wachsen schien, als das der Konkurrenz, man immer gern und voller Spannung im Auge behielt.
Der große Vorteil war ja, dass man hier als Käufer auch ohne Probleme mal „wagemutig“ sein konnte, in dem man sich eine CD mit einem Repertoire zulegte, das man überhaupt nicht kannte – was konnte man bei diesen günstigen Preisen schon für ein Risiko eingehen? Ich bin in all den Jahren bei derartigen Experimenten im „NAXOS-Universum“ noch nie wirklich enttäuscht worden und habe im Gegenteil hier schon so viele interessante und wirklich lohnende Entdeckungen von mir bis dato völlig unbekannter Musik machen können, dass NAXOS allein schon deswegen zu einem meiner absoluten Lieblingslabel geworden ist!

Die CD-Booklets wurden schon recht bald deutlich umfangreicher und enthalten nun meist ausführlichere Texte in drei Sprachen
Die zunehmende Akzeptanz bei Klassikfreunden und –sammlern und der damit verbundene wirtschaftliche Erfolg führte ziemlich rasch dazu, dass auch die Ausstattung der NAXOS-CDs im Lauf der CD deutlich weniger billig rüberkam, als noch in den ersten Jahren. So waren die Booklets deutlich umfangreicher geworden (mit Einführungstexten, die in der Regel auf Englisch, Deutsch und Französisch erschienen) und auch die Interpreten rekrutierten sich nicht mehr nur aus osteuropäischen Unbekannten (wobei das wohlgemerkt ja nicht unbedingt bedeuten muss, dass die Qualität dieser Interpretationen deswegen gleich schlechter sein muss als die bekannterer Künstler und Orchester!), sondern es kamen peu à peu auch Namen von Orchestern, Dirigenten und Solisten hinzu, von denen man auch vorher schon einmal etwas gehört hatte! Da der Firmensitz von NAXOS in Hongkong liegt, sind an den Aufnahmen interessanterweise oft auch asiatische, bzw. australische und neuseeländische Orchester und Künstler beteiligt - wann hat man hier bei uns schon mal Gelegenheit, solche aus unserer Sicht ja ziemlich "exotischen" Ensembles zu hören?

Das Design der CD-Cover entwickelte sich weiter: Ungefähr ab dem Jahr 2005 wurde nicht nur das NAXOS-Label blau hinterlegt...
... auch die CDs wechselten parallel dazu ihre Farbe von klassischem Silber zum neuen, charakteristischen NAXOS-Blau
Auch nach der Umstellung der Währung von D-Mark auf Euro blieb NAXOS erwartungsgemäß seiner Preispolitik treu (der Preis von 4,99 EUR wirkte jetzt sogar noch verführerischer, als es die 9,99 DM jemals waren…). Preiserhöhungen hat es seitdem zwar (leider) wohl geben müssen, aber auch mit dem aktuellen CD-Preis, der mal 5,99 EUR aber auch schon mal 6,99 EUR beträgt, kann man leben, da die übrigen Kriterien, die eine NAXOS-CD auszeichnen, nach wie vor gegeben sind und die Angebotsbreite des NAXOS-Katalogs mittlerweile wirklich ihresgleichen sucht:
Von der Musik des frühen Mittelalters bis zu zeitgenössischer "E-Musik" ist hier wirklich alles vertreten - und eben nicht nur die bekannten Komponisten-Namen!
Dieser „Allround-Anspruch“, den man hier verfolgt (im Gegensatz zu so manchem Klassik-Label, das sich mehr oder weniger auf eine Epoche spezialisiert hat), ist mir besonders sympathisch – ich persönlich habe als Musikfreund ja so meine Lieblingssparten und –epochen, bin aber grundsätzlich auch für alle Epochen und Stilrichtungen offen und immer interessiert, Neues zu entdecken. So gesehen ist die NAXOS-Philosophie in Bezug auf die epochenübergreifende Angebotsbreite auch genau die meine! *grins*

Pünktlich zum Firmenjubiläum ist nun auch ein Buch über NAXOS und dessen aus Hessen stammenden Gründer Klaus Heymann erschienen (der Autor ist Nicolas Soames).
Ich habe mir die englische Version zugelegt und musste wenige Wochen später feststellen, dass es auch eine deutsche Übersetzung gegeben hätte…
Aber die englische Version ist gut verständlich geschrieben und bereitet bei der Lektüre keine größeren Probleme.

In dem Buch werden neben biographischen Details des Firmengründers und der NAXOS-Historie (inklusive einiger wirklich interessanter Beschreibungen des Klassik-Marktes damals und heute) auch viele der Künstlerinnen und Künstler vorgestellt, die zum Teil über Jahre Aufnahmen für NAXOS gemacht und dafür zum Teil auch renommierte Preise gewonnen haben. Außerdem werden – neben vielen anderen Themen – auch einige der ambitionierten Programm-Reihen von NAXOS vorgestellt, wie z. B. die Guitar Collection, die American Classics oder die Organ Encyclopedia.

Ich muss zugeben, dass ich NAXOS-Chef Heymann für sein Engagement und seine Leidenschaft bewundere. Er hat im Verlaufe der Geschichte seines Labels mehr als einmal strategisch kluge und weitsichtige Entscheidungen getroffen und umgesetzt, wobei ihm – wie er auch selber zugibt – durchaus auch der Umstand entgegenkam, dass er nach wie vor der Eigentümer von NAXOS ist und damit letztendlich alleinverantwortlich die Kursrichtung vorgeben kann!
Nicht zuletzt mit seinem sicheren Gespür für kommende technische Entwicklungen konnte Heymann bislang dafür sorgen, dass NAXOS stets auch auf diesem Gebiet mit zu den Trendsettern gehörte (als Stichwort möge hier die bereits seit den 1990er Jahren im Internet existierende Music Library dienen), was für eine kontinuierliche Weiterentwicklung wie auch für die gesunde Basis eines Medienkonzerns (den NAXOS nach 25 Jahren mittlerweile zweifelsohne darstellt) unerlässlich ist. Digitalen Musik-Downloads aus dem Internet in möglichst hoher Klangqualität gehört, so zeichnet es sich seit einigen Jahren nun schon ab, die Zukunft – und auch dies ist bei NAXOS bereits seit Jahren selbstverständlicher Teil der Angebotspalette!

Seit Beginn dieses Jahrzehnts trifft man immer häufiger auf völlig neu gestaltete NAXOS-Cover - das charakteristische Weiß als Grundfarbe entfällt zu Gunsten von Abbildungen, die das gesamte Cover abdecken. Ab und an sind nun auch schon mal Interpreten auf den Covers zu sehen - früher bei NAXOS undenkbar!
Anders als viele deutlich ältere Klassiklabel, die sich mit vielen berühmten Künstlernamen in ihren Katalogen schmücken können, hat NAXOS aus dem Umstand, genau mit solcher Prominenz nicht aufwarten zu können, ganz unbekümmert eine Tugend gemacht: Nicht der berühmte Interpret steht im Vordergrund, sondern das eingespielte Werk! Das wird schon an dem Umstand deutlich, dass jahrelang weder auf den Covern noch in den Booklets von NAXOS-CDs irgendwelche Bilder der Interpreten einer Aufnahme zu sehen waren. Wozu auch, mag man sich gefragt haben – die Namen der verschiedenen Solisten, Orchester und Dirigenten sagten eh den meisten Käufern nichts.
Künstlerfotos findet man mittlerweile regelmäßig auf den Rückseiten der CD-Cover (links), bzw. sogar in den Booklets (rechts), die - bislang lediglich mit den Einführungstexten versehen - nun zunehmend auch mit Fotos erscheinen
Erst im Verlauf der Jahre, nachdem auch schon einige renommierte Preise der Klassikbranche an NAXOS-Künstler gegangen waren, schien man zu merken, dass man sich mit den eigenen Interpreten keineswegs zu verstecken braucht – und seit ein paar Jahren findet man nun auch schon mal Fotos der Interpreten auf den CD-Covern, seltener auf dem Titel (was aber auch gelegentlich vorkommt), dafür aber umso regelmäßiger auf den CD-Cover-Rückseiten unter der Trackliste. Ich finde diese in den Anfangsjahren von NAXOS vielleicht noch nicht ganz freiwillige Bescheidenheit in Bezug auf das Promoten der eigenen Interpreten ziemlich sympathisch – ich hatte immer den Eindruck, dass es bei NAXOS vorrangig um das jeweils eingespielte Werk und nicht um den jeweiligen Künstler ging (bei anderen Klassik-Labels bin ich mir da nicht immer so sicher) und genauso sollte die Wertigkeit hier meiner Meinung nach auch verteilt sein. Es spricht für sich, dass sich mittlerweile viele verdiente Künstler, die im Lauf der Jahre zahlreiche Aufnahmen für NAXOS eingespielt haben, auch ganz ohne großen Hochglanz-Marketingrummel einen guten Namen gemacht haben und sich allein aufgrund der von ihnen abgelieferten Qualität ein Renommee aufbauen konnten!
Und siehe da: Immer wieder stellt man fest, dass nun schon seit einigen Jahren prominente Künstler, die zunächst von anderen Klassik-Labels aufgebaut und bekannt gemacht wurden, plötzlich auch bei NAXOS-Aufnahmen mit auf den Interpretenlisten stehen…

So ist es im Übrigen auch nur logisch, dass es im NAXOS-Katalog in der Regel von allen dort enthaltenen Werken (und mögen sie auch noch so bekannt sein) immer nur eine Einspielung gibt. Ab und an wird auch schon mal eine ältere durch eine neuere Aufnahme ersetzt, trotzdem ist der NAXOS-Katalog nicht mit dem vieler anderer Labels zu vergleichen, wo man von prominenten Standardwerken mitunter zehn oder mehr verschiedene Einspielungen antrifft (was zweifelsohne natürlich auch seinen Reiz hat, wenn man Interpretationen miteinander vergleichen möchte).

Für mich als Klassik-Freund und –Sammler besteht daher der besondere Reiz bei NAXOS in der großen Vielfalt des musikalischen Angebots aus so vielen Jahrhunderten und Stilrichtungen – gepaart mit den günstigen Preisen lädt das ja geradezu zum Entdecken und Ausprobieren ein!

Tatsächlich habe ich daher auch kaum Werke des „Standardrepertoires“ aus dem Hause NAXOS in meiner Sammlung – da greife ich dann gerne auch mal zu Interpretationsklassikern aus weiter zurückliegenden Jahrzehnten und großen Namen berühmter Interpreten, die Mischung macht es eben. Bei mir ist NAXOS hauptsächlich zuverlässiger Lieferant für meine Entdeckungen spannender Nebenpfade abseits der ausgetretenen Wege der allseits bekannten Standardwerke.

Auch wenn NAXOS nach wie vor eine ungebrochen hohe Anzahl monatlicher Neuveröffentlichungen vorweisen kann – nach wie vor gibt es noch Lücken im Repertoire, die erst noch geschlossen werden müssen. Es gibt also noch viel zu tun – und nach wie vor sehr ambitionierte Projekte gerade im Hinblick auf die Einspielung von Gesamtwerken verschiedener Komponisten, die ich mit großem Interesse verfolge.

Der einzige Bereich, in dem NAXOS sich nach wie vor ein wenig schwer tut, ist meiner Meinung nach der Bereich der Oper. Hier gibt es mittlerweile zum Glück auch schon eine Menge schöner und gelungener Aufnahmen (vor allem wiederum auch selten zu hörender Werke), aber gerade im Bereich der absoluten Opernklassiker von Mozart, Verdi, Wagner & Co. tut sich NAXOS (begreiflicherweise) etwas schwer, um gegen die übermächtige Konkurrenz der großen, traditionsreichen Label anzukommen, die mit weltberühmten Interpretationen und namhaften Ensembles und zum Teil legendären Solistinnen und Solisten aufwarten können. Hier habe ich dann auch schon ein paar Aufnahmen aus dem Hause NAXOS gehört, die mich denn auch nicht wirklich überzeugen und begeistern konnten (z. B. die Einspielungen von Verdis Aida und Don Carlos). Dafür gibt es aber auch mehrere Glückstreffer, wie z. B. die Aufnahme von Rossinis Tancredi oder der selten gespielten Opera buffa La gazzetta.

Bleibt zum Abschluss eigentlich nur, dem Label NAXOS und dessen findigem Chef Klaus Heymann auch weiterhin viel Glück und künstlerischen wie auch wirtschaftlichen Erfolg zu wünschen! Klassik- und Musikfreunde in aller Welt danken es ihm mit Sicherheit!

Mittwoch, 25. Juli 2012

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Heute präsentierte Wolfgang Abendroth uns eine Komposition eines ausgesprochen selten zu hörenden deutschen Komponisten des 19. Jahrhunderts (von dem wir Zuhörer im Rahmen der Lunch-Time-Orgel allerdings auch in früheren Jahren schon mal Musik präsentiert bekommen haben):

Gustav Merkel (1827-85)
Sonate Nr. 8 h-moll op. 178
I. Moderato - Allegro
II. Adagio
III. Introduktion und Passacaglia


Gustav Merkel war hauptsächlich in Dresden als Komponist, Lehrer und eben auch als Organist (Kreuzkirche und dann an der Hofkirche) tätig.

Seine ausgedehnte 8. Orgelsonate (9 hat er insgesamt komponiert) erinnerte mich vom Stil her an die Orgelmusik seines etwas bekannteren Zeitgenossen Josef Rheinberger (1839-1901) - im Ganzen typisch für das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts.
Typisch für diese Zeit auch die Anklänge an die Musik des barocken "Orgelmusik-Übervaters" Johann Sebastian Bach: Zu dieser Zeit war die Bach-Renaissance gerade voll in Gang gekommen.
Und so hat für die abschließende, ausgedehnte Passacaglia (Variationen über eine immer gleich bleibende Bassfigur) der heute gespielten Orgelsonate dann auch eindeutig Bachs berühmte Passcaglia c-moll BWV 582 Pate gestanden.
Allerdings hat Merkel mit seiner Komposition nicht bloß eine simple Nachahmung geschaffen, sondern durchaus eigene Akzente gesetzt: Ein großartiger Satz mit wirkungsvollen Spannungsbögen, wie auch die beiden vorangegangenen Sätze dieser Sonate!

Die übrigen Orgelsonaten von Herrn Merkel würde ich nach dem heutigen Konzert jetzt zu gern aber auch einmal kennenlernen!

Mittwoch, 18. Juli 2012

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Heute spielte unser Organist Wolfgang Abendroth für uns zwei Kompositionen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts:

Carl Philipp Emanuel Bach (1714-88)
Sonate F-Dur für Orgel

Georg Friedrich Händel (1685-1759)
Konzert für Orgel und Orchester B-Dur op. 7 Nr. 1
bearbeitet für Orgel solo von Clément Loret (1833-1909)


Die beiden jeweils dreisätzigen Werke gaben gut den Stil ihrer Entstehungszeit wieder – ein häufiges Hin und Her zwischen noch-barocken und frühklassischen („empfindsamen“) Stilelementen.

Die aus dem 19. Jahrhundert stammende Adaption des Orgelkonzerts für die Orgel allein des belgischen Organisten Loret war schon deshalb interessant anzuhören, weil dieser die an mehreren Stellen im 1. Satz des Konzerts von Händel vorgesehenen Improvisationsmöglichkeiten für den Solisten unbekümmert im Stil seiner Zeit ausgeschrieben hat und sich somit ein reizvoller Stilmix ergab, den man so auch nicht oft zu hören bekommt!

Mittwoch, 11. Juli 2012

George Gershwin - 75. Todestag



Heute vor genau 75 Jahren starb der amerikanische Komponist George Gershwin plötzlich und unerwartet im Alter von nicht einmal 39 Jahren in Hollywood an einem Gehirntumor.

Der 1898 in Brooklyn geborene Sohn russisch-jüdischer Einwanderer reiht sich mit diesem tragisch frühen Tod in eine erschreckend lange Liste berühmter Komponisten ein, die ebenfalls nicht einmal ihren 40. Geburtstag begehen konnten.

Wenn man hierzulande die Leute nach einem bekannten US-amerikanischen Komponisten fragen würde, dann würde wohl der Name Gershwin mit Abstand am häufigsten genannt werden – da bin ich ganz sicher.

Namen anderer Komponisten aus den USA, wie zum Beispiel Charles Ives (1874-1954), Aaron Copland (1900-90) oder Samuel Barber (1910-81) dürften hier bei uns wohl eher den Wenigsten etwas sagen (was zugegebenermaßen schade ist!) – während mit dem Namen George Gershwin hingegen wohl auch der „Nicht-Klassik-Fan“ etwas anfangen können müsste. Leonard Bernstein (1918-90) dürfte eventuell noch einen ähnlich großen Bekanntheitsgrad besitzen, ist aber bei vielen Leuten gerade hier in Deutschland wohl eher als Dirigent in Erinnerung geblieben, denn als Komponist.

Gershwin genießt, nicht zuletzt dank seiner vielen sehr populären und melodiösen Kompositionen voll swingender Rhythmen und typischer Harmonien auch im Bereich der Jazz-Musik große Popularität, eine Tatsache, die für einen US-amerikanischen Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts natürlich perfekt zur europäischen Klischeevorstellung über "Musik aus den Staaten" zu passen scheint!

Denn auch Gershwin fand (wie viele seiner komponierenden Landsleute) seine musikalischen Anfänge im Bereich der kommerziellen Massenproduktion von Unterhaltungsmusik. Die legendäre, sogenannte „Tin Pan Alley“ in Manhattan, zu Beginn des 20. Jahhrunderts das Zentrum der US-amerikanischen Musikverlage – bildete nicht nur für ihn den Startpunkt einer leider nicht allzu langen, aber dennoch sehr erfolgreichen Karriere, die stets im Spannungsfeld zwischen Unterhaltungs-, Jazz- und sogenannter „ernsthafter“ Musik stand.

Ich hatte das an anderer Stelle schon mal angemerkt: Amerikaner nehmen die von uns Europäern (und speziell uns Deutschen) mitunter doch sehr unnachgiebig aufrechterhaltene Trennung zwischen U- und E-Musik längst nicht so ernst und gehen viel pragmatischer an so etwas heran: Musik ist gut und gefällt oder sie tut es eben nicht.
Ein Ansatz, den ich bewundernswert entspannt finde, weil er nicht dazu führt, auf Musik der angeblich so leichten Muse herabzublicken und diese nicht ernst zu nehmen. Ist diese gut gemacht, dürfte ihre Komposition mindestens genauso schwer fallen und aufwendig sein, wie die von „E-Musik“. Je leichtfüßiger, unkomplizierter und eingängiger ein Musikstück daherkommt, desto eher vergisst man, wieviel Arbeit oft dahintersteckt. Genau diesen Eindruck der scheinbaren Mühelosigkeit beim Hörer zu erwecken, ist schließlich die Kunst.
Und genau das ist dann das Fatale an der Sache: Man unterschätzt viel zu leicht, wie schwer es ist, jemanden gut zu unterhalten!

Diese ärgerliche Geringschätzung der künstlerischen Leistungen im Bereich guter Unterhaltung hat nicht nur im Fall von George Gershwin dazu geführt, dass man viele seiner Kompositionen lange Zeit nicht besonders ernst genommen hat und ihren Wert nicht wirklich angemessen anerkannte.

Und das gilt eben nicht nur für seine zahlreichen Songs (von denen „Swanee“ aus dem Jahr 1918 sein erster großer Erfolg war) und Musicals wie Oh, Kay!, Girl Crazy oder Lady, Be Good!,
sondern eben auch für seine reinen Orchesterwerke wie zum Beispiel die weltberühmte Rhapsody in Blue von 1924, oder die Cuban Ouverture von 1932 und natürlich den American in Paris aus dem Jahr 1928!

Alles grandiose Kompositionen, die heute längst zum Kanon der Orchesterliteratur gehören, vor allem natürlich der großen Symphonieorchester der Vereinigten Staaten.

Ich persönlich zähle das Concerto in F - Gershwins Klavierkonzert aus dem Jahr 1925 - zu meinen absoluten Lieblingskonzerten: Diese Verbindung von als typisch amerikanisch empfundenen Elementen (wohl auch, weil sie ein wenig jazzig angehaucht sind) mit einer vor allem in den Ecksätzen sehr rhythmusbetonten Herangehensweise ist unwiderstehlich und lässt diese Komposition im großen Feld der Klavierkonzerte als ziemlich einzigartig dastehen! Vor allem der mittlere, langsame Satz hat es mir angetan mit seiner zwischen Melancholie und Optimismus schwankenden Stimmung und der grandiosen dramatischen Zuspitzung kurz vor Schluss bevor dann nochmal die entspannte, leicht melancholische Atmosphäre des Satzbeginns zurückkehrt.

Gershwins ambitionierter Versuch im Jahr 1935 mit Porgy and Bess eine nur von afroamerikanischen Darstellern getragene „American Folk Opera“ zu etablieren, ist ebenfalls über viele Jahre nicht wirklich ernst genommen worden. Als vollwertige Oper wollte man ein solches Stück vielerorts nicht gelten lassen und auch aus Vermarktungsgründen habe ich schon gesehen, dass man Porgy and Bess dem Publikum als Musical verkaufen wollte! Eine völlig unnötige Debatte, wie ich finde! Man sollte sich die Musik anhören, die vielen unsterblich gewordenen Klassiker aus diesem Meisterwerk bewundern (allen voran natürlich „Summertime“!) und sich nicht damit aufhalten, überflüssigerweise darüber zu debattieren, ob das Ganze jetzt eine „richtige Oper“ sein soll oder nicht.

Bemerkenswert an der künstlerischen Vita von George Gershwin finde ich die Tatsache, dass er sich – anders als viele seiner Kollegen aus dem Bereich des Musicals und der Unterhaltungsbranche – eben nicht nur auf diesem Sektor betätigen wollte, sondern weitergehende Ambitionen entwickelte. Der schon erwähnte Leonard Bernstein ist ihm hier sehr ähnlich, denn neben seinen Musical-Kompositionen (allen voran natürlich die West Side Story) hat er ja auch Chor- und Orchesterwerke geschrieben, die allerdings bei Weitem nicht so bekannt geworden sind – vor allem hier bei uns.

Im Gegensatz hierzu könnte man vielleicht Irving Berlin (1888-1989) nennen: Wie Gershwin (und übrigens auch Bernstein!) von russisch-jüdischer Abstammung hatte er ebenfalls im Umfeld der „Tin Pan Alley“ seine Komponistenkarriere (z. B. mit Hits wie „Alexander’s Ragtime Band“) gestartet, ist aber während seiner gesamten Laufbahn ausschließlich dem Unterhaltungs-Showbusiness treu geblieben. Er war immerhin 10 Jahre älter als Gershwin und überlebte seinen Komponistenkollegen dann noch um sagenhafte 52 Jahre!

Wichtig für George Gershwin - das sollte man auf jeden Fall noch erwähnen – war die Zusammenarbeit mit seinem 2 Jahre älteren Bruder Ira Gershwin (1896-1983), an dessen Lebensdaten man ebenfalls erkennen kann, wie tragisch kurz das seines jüngeren Bruders war…

Ira Gershwin schrieb die meisten Libretti und Songtexte für seinen komponierenden Bruder und die beiden bildeten ein legendäres, über viele Jahre hinweg sehr erfolgreiches Kreativgespann.

Wer weiß, was George Gershwin noch alles komponiert hätte, wenn ihm noch ein paar Jahre mehr vergönnt gewesen wären! Seine künstlerische Entwicklung bis zum Zeitpunkt seines frühen Todes war ja sehr vielversprechend.

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Wolfgang Abendroth der „reguläre“ Organist der wöchentlichen Lunch-Time-Orgel ist nicht nur Kantor der Düsseldorfer Johanneskirche, sondern auch Dozent für Orgelspiel an der Hochschule für Kirchenmusik in Herford.
Im Rahmen dieser Tätigkeit hat er es seinen Studenten in den letzten Jahren immer wieder mal ermöglicht, das ein oder andere Lunch-Time-Orgelkonzert zu spielen und so wertvolle Konzerterfahrungen zu sammeln.

Heute war wieder einmal so eine Gelegenheit – der 27-jährige Student Jonas Loetz, der von Herrn Abendroth derzeit in der Kunst des Improvisationsspiels unterrichtet wird, gab uns eine (wirklich vielversprechende) Kostprobe seines Könnens mit folgendem Programm:

Jonas Loetz (geb. 1985)
Improvisation über den Choral „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“

J. S. Bach (1685-1750)
Adagio und Allegro aus der Triosonate Nr. 6 G-Dur BWV 530

Nicolaus Bruhns (1665-97)
Praeludium e-moll


Die Improvisation über den bekannten Choral begann – getreu dem Text der ersten Strophe – in einer sich schnell steigernden Dramatik - Jonas Loetz konnte hier das Klangpotential der großen Beckerath-Orgel voll ausschöpfen! Im zweiten Teil seiner Improvisation herrschte dann ein ruhiger, zuversichtlicherer Tonfall vor.

Der ausgedehnte, meditative und melodiöse langsame Satz der Bach’schen Triosonate bildete das entspannte Zentrum des heutigen Konzerts, gefolgt vom deutlich kürzeren, tänzerischen 3.Satz.

Mit dem mehrteiligen Praeludium in e-moll von Nicolaus Bruhns endete dann das heutige, sehr gelungene Konzert mit einem Klassiker der norddeutschen Orgelliteratur des Hochbarock.

Es gab viel Applaus für den jungen Studenten aus den Reihen des heute ganz besonders zahlreich erschienenen Publikums!

Montag, 9. Juli 2012

Oper Köln – Rückblick auf die vergangene Spielzeit 2011/12

In NRW hat heute die erste Woche der Sommerferien begonnen und damit ist auch der reguläre Spielbetrieb auf den Bühnen hier im Land in die Sommerpause gegangen – die Saison 2011/12 ist somit beendet. Zeit also, einen kleinen Blick zurück zu werfen.

Tja, was soll ich sagen? Ein wehmütiger Blick zurück könnte es wohl tatsächlich werden, denn was sich in den vergangenen Wochen hier zwischen den kulturpolitischen Repräsentanten der Stadt Köln und dem Opernintendanten Uwe Eric Laufenberg abgespielt hat – ein in dieser Form geradezu beispielloser Konflikt, über den ich an anderer Stelle schon berichtet hatte – hat nun vor ein paar Tagen seinen „krönenden“ (und leider irgendwie auch absehbaren) Abschluss darin gefunden, dass man den eigentlich noch mehrere Jahre laufenden Vertrag des Intendanten fristlos aufgekündigt hat!

Sprich: Köln ist den erfolgreichsten und bei seinen Mitarbeitern wie beim Publikum auch beliebtesten Intendanten der letzten Jahre (Jahrzehnte?) losgeworden und steht damit jetzt gut 8 Wochen vor Beginn der Spielzeit 2012/13 ohne Führung da!

Sicher, die Schuld daran trifft nicht nur die Vertreter der Stadt, Herr Laufenberg scheint mir ein recht impulsiver Mensch zu sein, der sich nicht scheut, seine Meinung direkt und unverblümt öffentlich zu äußern, was es seinen Gegnern in Konfliktfällen sicher nicht einfach macht, aber der Mann ist nun mal nicht Diplomat von Beruf und ich hätte mir von Seiten der Politik ein bisschen mehr Einfühlungsvermögen gewünscht (denn dort, so sollte man meinen, sitzen schließlich die „Profis“ in Sachen Diplomatie und Verhandlungsführung…), zumal der Intendant - wie erwähnt - beim Publikum (und das sind schließlich alles Wähler!!!) große Sympathien besaß und die öffentliche Empörung in diesen Kreisen über den Umgang mit ihm seitens der Stadt Köln nun sehr groß ist.

Aber der Schaden ist nun einmal unwiderruflich entstanden und Köln ist um eine kulturpolitische Katastrophe reicher!
Mir tun jetzt vor allem die Mitarbeiter im Opernhaus leid, denn da muss das Klima im Moment ziemlich grausig sein, zumal dort wohl die meisten hinter ihrem streitbaren Chef gestanden haben dürften…

Ich muss gestehen, ich war so sauer über den Ausgang dieser Geschichte, dass ich meinen Plan, mir während meines Urlaubs schon mal ein paar Karten für die ersten interessanten Inszenierungen der neuen Spielzeit zuzulegen, erstmal wieder zurückgestellt habe! Ich hätte nicht übel Lust, die Kölner Oper erstmal zu boykottieren – aber damit straft man ja eigentlich die Falschen, denn die ganzen dort verbliebenen Mitarbeiter und Ensemblemitglieder können ja nicht wirklich was dafür und finden die aktuelle Situation sicher genauso besch…

Das Ganze wäre ja nicht so verheerend, wenn Herr Laufenberg in den 3 Spielzeiten seines Wirkens hier in Köln (mehr sind es dann ja leider nicht geworden) nicht so erfolgreiche, teilweise maßstabsetzende Produktionen auf die Bühne gebracht hätte und man sich schon darauf freute, wie es künstlerisch nun weitergehen würde.

Und genau da liegt der Hase im Pfeffer, denn neben Wiederaufnahmen von Laufenberg-Inszenierungen sind für die neue Spielzeit nicht weniger als 3 Neuinszenierungen von ihm geplant gewesen und da weiß jetzt im Moment anscheinend niemand, wie man diese jetzt mal eben so auf die Beine stellen soll!

Zum Glück ist die erste Inszenierung der neuen Spielzeit (La forza del destino) so gesehen „in trockenen Tüchern“, als dass sie von Olivier Py betreut wird – da hat man dann wenigstens noch ein bisschen Zeit gewonnen, aber spätestens Mitte Oktober wird es dann Ernst, wenn mit Le Nozze di Figaro die erste der drei geplanten Inszenierungen des (ehemaligen) Hausherrn der Kölner Oper im Palladium im Stadtteil Mülheim starten sollte!

Ich hoffe, dass man sich bis dahin etwas hat einfallen lassen! Beschwichtigenden Pressemitteilungen zufolge (denn der Kartenvorverkauf für diese Oper läuft ja längst) werden aber alle Vorstellungen – in welcher Form auch immer – wie in der Terminübersicht angekündigt stattfinden, da bin ich echt mal gespannt, was da jetzt passieren wird!

Die letzten 2 Spielzeiten waren ja schon deshalb spannend, weil immer wieder neue und unerwartete Spielorte ausgewählt wurden und man allein schon der ungewohnten Lokalität wegen mit einem ungewöhnlichen Opernabend rechnen konnte. Ich hätte aber jetzt auf dieses neuerliche „Spannungselement“ wirklich liebend gerne verzichten können – denn das muss man den Verantwortlichen lassen: So aufregend und voller Überraschungen wie im Moment war die Oper in Köln noch nie…!

Ach ja - ab November hätte Herr Laufenberg dann übrigens auch noch als Professor Higgins in My Fair Lady auf der Bühne stehen sollen, es bleibt nur zu hoffen, dass sich da auch noch jemand für findet – immerhin ist das jetzt keine so extravagante Partie, dass man da evtl. doch recht schnell einen Ersatzdarsteller für finden könnte…

Aber trotzdem – ich hätte mich gefreut, zur Abwechslung unseren Intendanten auch mal auf der Bühne in Aktion erleben zu können! Derartige Auftritte hat es meines Wissens in Köln auch noch nicht gegeben und man hat ja nun gründlich dafür gesorgt, dass es sowas auch künftig nicht geben wird…!

Es bleibt im Moment nichts anderes übrig, als abzuwarten und zu hoffen, dass aus der momentan wirklich vertrackten Situation wider Erwarten vielleicht doch noch etwas Positives heraus entsteht.

Trotzdem – hätte man sich nicht wenigstens darauf einigen können, es noch eine Spielzeit lang miteinander auszuhalten angesichts der ganzen Projekte, die sich Herr Laufenberg für die neue Saison vorgenommen hatte? Das hätte doch möglich sein müssen (und schien sich bis vor Kurzem auch so abzuzeichnen)! Dann hätte man ab sofort unter diesen gleichwohl immer noch unerfreulichen Prämissen in Ruhe für die Spielzeit 2013/14 planen können. Es kann doch in niemandes Interesse sein, jetzt alles mit dermaßen heißer Nadel zusammenstricken zu müssen, wie es sich im Moment abzeichnet?!?

Aber so bleibt mir hier aktuell leider nur der schon erwähnte wehmütige Blick zurück auf eine erneut ausgesprochen gelungene abgelaufene Spielzeit… *seufz*

Meine persönlichen Favoriten waren diesmal der wirklich spektakuläre Saison-Auftakt mit Sergei Prokofjews Krieg und Frieden und die im beeindruckenden Treppenhaus der Kölner Oberlandesgerichts stattfindende La Clemenza di Tito.

Zwei wirklich grandiose Opernabende, die in Erinnerung bleiben werden!

Sehr gut gefallen hat mir auch die Csárdásfürstin, die ich im Januar dieses Jahres als Wiederaufnahme aus der vorigen Spielzeit im Palladium erleben durfte und der Ulisse von Claudio Monteverdi war auch ein Erlebnis (allein schon, weil es sich um eine nicht so häufig gespielte Barockoper handelte)!

Ich werde wohl schon aus Neugier auch in der kommenden Spielzeit die ein oder andere Produktion der Kölner Oper besuchen, auch wenn ich kürzlich spontan sämtliche Lust darauf verloren hatte. Aber ich möchte mir dann schon gern anschauen, was die Verantwortlichen in dieser wirklich singulären Situation unternehmen werden, um den Spielplan wie angekündigt und getreu dem Motto “The show must go on!“ dann auch durchziehen zu können!

Dabei kann man allen Beteiligten nur viel Glück und gutes Gelingen wünschen – nötiger als im Moment dürfte dieser Wunsch wohl noch nie gewesen sein…

Ach ja – und Herrn Laufenberg kann man nur alles Gute auf seinem weiteren Weg wünschen. Es ist wirklich sehr, sehr bedauerlich, wie das alles gelaufen ist und dass er nun seine bis dato so erfolgreiche Zeit hier bei uns in Köln so abrupt und unter so unerfreulichen Umständen beenden musste!

Mittwoch, 4. Juli 2012

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Nach ein paar Tagen Urlaub wurde mir der heutige Wiedereinstieg gleich mit einem schönen und wirklich abwechslungsreichen mittäglichen Orgelkonzert versüßt (ganz zu schweigen davon, dass ich heute wieder mal in gleichermaßen charmanter wie kompetenter Begleitung dieses Konzert erleben durfte!)

Folgende Stücke hatte unser heutiger Gast-Organist Andreas Petersen, Kantor und Organist der Friedens-Kirchengemeinde aus Düsseldorf-Unterbilk, heute für uns zu einem bunten musikalischen Sommerstrauß zusammengebunden:

François Couperin (1668-1733)
Offertoire sur le grands jeux (aus der „Messe à l’usage des couvents“)

Olivier Messiaen (1908-92)
Le banquet céleste

Josef Rheinberger (1839-1901)
Cantilene F-Dur (aus der Orgelsonate Nr. 11 d-moll)

Johannes Matthias Michel (geb. 1962)
Vier Stücke aus dem Swing- & Jazz-Orgelbüchlein

J. S. Bach (1685-1750)
Choralvorspiel „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ BWV 647

Malcolm Archer (geb. 1952)
Festival Fanfare


Besonders erwähnenswert am heutigen Programm fand ich die vier kleinen, mit flotten Jazz-Rhythmen und –Harmonien durchtränkten Stücke von Johannes Matthias Michel!
So ungewohnt jazzige Klänge auf einer Kirchenorgel auch klingen mögen (allzu oft bekommt man solche ja nun auch nicht zu hören!) – irgendwie hat das was! Da könnte ich gerne häufiger was von hören…