Mittwoch, 15. Mai 2013

Die CD-Cover-Galerie (3)

Ich habe wieder einmal in meinem CD-Archiv gewühlt (im Urlaub hat man ja für so etwas auch einmal Zeit) und möchte daher heute mal wieder einen Beitrag für die im letzten Jahr begonnene CD-Galerie präsentieren.

Ich habe zwei originelle Cover gefunden, die sehr schön zeigen, dass es auch auf dem Klassik-Sektor nicht immer bierernst oder zumindest würdevoll zugehen muss, sondern dass man mit einem Augenzwinkern oder einer witzigen Idee oft mehr erreicht und besser im Gedächtnis bleibt, als wenn man die CD-Cover mit den letztlich doch immer ähnlich ausfallenden Künstler-Porträts, Komponistenbildern, zeitgenössischen Gemälden, Landschafts- oder Instrumentenfotografien schmückt.

Ein schönes Beispiel für den kreativen Umgang mit dem im Klassikbereich mit Sicherheit vorherrschenden Dauerthema "Künstlerfoto und/ oder Komponistengemälde" ist die im Jahr 1997 bei der Deutsche Grammophon erschienene Kompilation mit Händel-Arien, die vom walisischen Bassbariton Bryn Terfel dargeboten wurden.


Raffiniert wird der Kopf des Sängers in ein Gemälde von Georg Friedrich Händel eingebaut – das Ergebnis überzeugt sehr, wie ich finde! Wenn man das Orignalgemälde von Jan van der Banck nicht kennt, würde man gar nicht merken, dass der Interpret hier quasi als der ihm die Melodien liefernde Komponist posiert.

Auf der Rückseite des CD-Covers (bzw. des sie umhüllenden Pappschubers) wird dann fairerweise auch das Originalgemälde gezeigt und man kann so schmunzelnd zwischen Original und Fälschung vergleichen.


Ich kann mich erinnern, dass es zum Zeitpunkt des Erscheinens dieser auch musikalisch durchaus gelungenen Aufnahme (Bryn Terfel wird begleitet vom Scottish Chamber Orchestra unter der Leitung von Sir Charles Mackerras) mindestens eine Rezension gab, wo man es als respektlose „Anmaßung“ empfand, dass sich Bryn Terfel dem Publikum hier quasi als „Inkarnation“ des großen Barockkomponisten präsentierte, was ich nun wirklich nicht nachvollziehen konnte und kann – was gibt es doch für humorlose Leute, die einfach an allem etwas auszusetzen haben!
Ich bin sicher: Abgesehen von der witzigen Gestaltungsidee (und der marketingtechnisch sicher nicht ganz unbeabsichtigten Auffälligkeit dieses Covermotivs) lag sämtlichen Beteiligten mit Sicherheit jegliche Motivation fern, den beliebten walisischen Bassbariton (aus welchen möglichen Gründen auch immer) mit dem von ihm interpretierten Komponisten gleichzusetzen – eine Unterstellung, die eigentlich so absurd ist, dass man sich wundern muss, dass sie überhaupt geäußert wurde…

Im Mozart-Jahr 2006 erschien beim ORF (Österreichischer Rundfunk) eine interessante CD, auf der zahlreiche, oft winzige und nur wenige Sekunden dauernde fragmentarische Kompositionsskizzen des weltberühmten Salzburgers eingespielt waren.
Nachdem schon im Mozart-Jahr 1991 die großangelegte Gesamtaufnahme aller Mozart-Werke bei PHILIPS Classics erschienen war (und man auch hier bereits zahlreiche, zum Teil von Musikwissenschaftlern vollendete Mozart-Fragmente mit aufgenommen hatte), bot diese CD nun einen weiteren Schritt in die Richtung, wirklich so ziemlich alles, was Mozart im Verlauf seines viel zu kurzen Lebens jemals an Notenmaterial zu Papier gebracht hat, auch auf Tonträgern zu verewigen – eine Ehre, die nun wirklich nicht vielen Komponisten der Musikgeschichte zuteil geworden ist! Dafür muss man schon ein Superstar wie Wolfgang Amadé sein (wobei mich interessieren würde, was er dazu gesagt hätte - "Ah geht’s Kinder, seid’s ihr komplett narrisch wor’n…?“)

Die Idee, die man für die Gestaltung des Covers dieser zumindest für eingefleischte Mozart-Fans hochinteressanten CD fand, ist so frappant einfach wie genial (und erinnert mich in ihrer Einfachheit an das Cover mit den Äpfeln, das eine Aufnahme von Vivaldis Vier Jahreszeiten zierte): Was illustriert eine Sammlung unvollendeter Mozart-Werke eindrücklicher und plakativer als das Foto einer angebissenen Mozart-Kugel…?

Mein Kompliment an den Designer Wolfgang Grossebner, der diese witzige Idee hatte!

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