Mittwoch, 5. Juni 2013

Heute in der Lunch-Time-Orgel

Drei Stücke aus dem 20. Jahrhundert, die „nach alter Väter Sitte“ auf Choralmelodien basieren, spielte Wolfgang Abendroth heute Mittag für uns. Den mobilen Orgelspieltisch hatte er diesmal zur Abwechslung so platziert, dass wir seine virtuose „Beinarbeit“ auf den Pedalen quasi in Profilansicht sehr gut beobachten konnten (und da gab es heute wirklich einiges zu tun!).

Hermann Schröder (1904-84)
Choralbearbeitung “Nun bitten wir den Heiligen Geist“
Choralbearbeitung “Schönster Herr Jesu”

Sigfrid Karg-Elert (1877-1933)
Symphonischer Choral “Jesu, meine Freude“ op. 87 Nr. 2
1. Introduzione (Inferno)
2. Canzone
3. Fuga con Corale


Zunächst erklangen zwei kürzere Choralbearbeitungen des Kölner Organisten, Komponisten und Professor an der dortigen Musikhochschule Hermann Schröder. Hier fand ich besonders die zweite mit ihrem lyrischen Charakter sehr gelungen.

Sodann folgte der große, dreiteilige Symphonische Choral von Sigfrid Karg-Elert, von dem schon länger keine Komposition mehr auf dem Programm gestanden hatte.

Nach einem streckenweise wild-virtuosen und zerrissen wirkenden ersten Satz folgte die sehr sangliche Canzone (deswegen wohl die Wahl dieser Satzbezeichnung) mit weit ausgeschwungener Melodiestimme – sehr schön! Wie uns Herr Abendroth im Rahmen seiner kurzen Konzerteinführung versicherte, hat der Komponist die titelgebende Choralmelodie auch in diesen Satz eingearbeitet, auch wenn sie – im Gegensatz zu den beiden Ecksätzen – hier für den Zuhörer nicht zu erkennen ist.
Unmittelbar und ohne Übergang folgte dann der dritte Satz, der zunächst mit einem markanten, bewegten Fugenthema beginnt, das nichts mit der bekannten Choralmelodie zu tun hat, mit dieser im Verlauf des Satzes dann aber raffiniert kombiniert und verschränkt wird.
Zum Schluss wird die Choralmelodie dann – immer wieder von virtuosen Einwürfen unterbrochen – in Gänze zitiert, gewaltig in ihrer Klangpracht und üppig spätromantisch in der Entwicklung der hierbei verwendeten Harmonien. Ein toller Abschluss, wie man ihn von einem Komponisten wie Karg-Elert aber auch nicht anders erwartet hätte!

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